Wien - In Schatten der Arbeitnehmerfreizügigkeit für acht neue EU-Länder wurde auch das Zuwanderungssystem für Nicht-EU-Bürger bzw. Rumänen und Bulgaren geändert. Damit klar ist, dass man Integration wünscht, werden ab 1. Juli "Rot-Weiß-Rot" -Karten ausgegeben. Was bisher wenig aufgefallen ist: Für bestimmte Facharbeiter wird Zuwanderung vorübergehend ausgeschlossen.

Um an eine Karte zu kommen, muss man grundsätzlich wie in der Schule Punkte sammeln. Je nach Ausbildung, Berufserfahrung, Alter (oder besser Jugendlichkeit) und Sprachkenntnissen gibt es unterschiedlich viele Punkte. Damit das ganze nicht zu einfach wird, gibt es auch noch verschiedene Kategorien von Zuwanderern.

  • Hochqualifizierte: War jemand bereits als Forscher oder Manager im Ausland tätig, bekommt er für sechs Monate eine Aufenthaltsgenehmigung - unabhängig davon, ob ein Jobangebot vorliegt. Findet sich kein Job, erlischt die Karte wieder. Nötig sind 70 von 100 möglichen Punkten, wobei es die meisten für Habilitation bzw. ein Vorjahresgehalt von über 70.000 Euro gibt. Bevorzugt werden Absolventen der Fachgebiete Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
  • Mangelberufe: Für diese Gruppe ist Zuwanderung bis Mai 2012 ausgesetzt. Bisher gab es nämlich eine Liste von über 60 Berufen (etwa Schweißer, Fräser, Dreher), in denen aus Mangel an Österreichern Arbeitskräfte aus den neuen EU-Staaten angeworben werden durften. Nun tritt die Liste außer Kraft, die neue kommt erst im Mai 2012. Bis dahin wird es also keine Zuwanderung in Mangelberufen geben. Danach muss auch diese Gruppe eine bestimmte Mindestpunktezahl vorweisen, konkret sind es 50 von 75. Die Minimalanforderung ist eine Ausbildung, die mit einem Lehrabschluss vergleichbar ist. Ansonsten gilt wie für alle Gruppen: Je jünger und je besser die Deutschkenntnisse, desto mehr Punkte gibt es. Ein Mangel liegt dann vor, wenn pro offener Stelle nicht mehr als 1,5 Arbeitslose gemeldet sind.
  • Schlüsselkräfte: Schlüsselkräfte dürfen aber weiter angeworben werden. Dabei geht es um Stellen, für die das AMS nachweislich keinen Österreicher findet. Bei ihnen ist die formelle Berufsausbildung nicht zwingend nötig, sie müssen aber mehr als 2100 Euro verdienen. Eine fixe Quote wie bisher wird es künftig nicht mehr geben. Ansonsten ist das Punkteschema für die Rot-Weiß-Rot-Card ähnlich wie bei den Mangelberufen.

Neuerungen gibt es auch bei den Saisoniers, bei denen es als einzige Gruppe weiter eine Quote gibt. Zwar wurde diese deutlich gesenkt - auf 1500 Plätze. Allerdings dürfen zusätzlich jene Saisoniers kommen, die schon zwischen 2006 und 2010 in Österreich gearbeitet haben. Neu ist auch: ausländische Studenten, die hier ihren Abschluss machen, dürfen in Österreich arbeiten.(Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.4.2011)