"Treibholz" heißt eine 800 Kilogramm schwere Skulptur des Villachers Peter Dörflinger: Wie Arme verweisen die knorrigen Sprossungen auf ein weitverzweigtes Feld der Kunst.

Foto: Museum Liaunig

Neuhaus/Suha - Es ist ein großes Haus. Ganze 5000 Quadratmeter hat die Sammlung von Herbert W. Liaunig, um sich auszubreiten. Dennoch ist das Museum Liaunig kleiner geraten als ursprünglich geplant. Der für Wechselausstellungen geplante Bauteil wurde, nachdem einst das Land Kärnten als Viertelfinanzier absprang, weggelassen. 2013 will der Hausherr jedoch das fehlende, die viel gelobte querkraft-Achitektur um ein Drittel erweiternde Stück ergänzen.

Einstweilen regiert im geradezu in der Natur versenkten Museum aber nicht schweres Baugerät, sondern die österreichische Kunst: In zwei Etappen stellt man künstlerische Positionen seit 1980 vor. Zunächst die im Wesentlichen von Sohn Peter Liauning zusammengestellten expressiv-gestischen Tendenzen (u. a. mit Siegfried Anzinger, Hubert Schmalix, Erwin Bohatsch und Walter Vopava), 2012 sollen die noch abstrakteren, reduzierteren Werke folgen.

Den ersten Blick in die Ausstellung dominiert die Arbeit eines noch wenig bekannten Künstlers: Treibholz (2008) ist der bescheidene Titel dieser riesigen, 800 Kilogramm schwere Holzskulptur des gebürtigen Villachers Peter Dörflinger (geb. 1957). Ein faszinierendes Trumm, das seine amorphen, tatsächlich an silbrig glänzendes Schwemmholz erinnernden Formen vor einem intensivfarbigen, in eine Fabelwelt entführenden Tafelbild Alfred Klinkans (1977/78) ausbreitet. Wie Arme verweisen die knorrigen Strukturen auf die sich hier nun 80 Meter nach links und rechts erstreckenden Ausstellungsteile.

Pluralismus der Stile

Die eine Flanke widmet sich mehr einer "Vorläufergeneration", von Kurt Kocherscheidt über Peter Krawagna bis zu Karl Korab und späteren Arbeiten von Künstlern der 1960er Jahre wie Günter Brus oder Walter Pichler. Mit den "Neuen Wilden" startet der zweite Flügel, der bis ins Heute reicht und dabei vielversprechende junge, skulpturale Positionen etwa von Lorenz Estermann und Fabian Seiz präsentiert.

Was im angestrebten, von Silvie Aigner mit einem Katalog unterfütterten Überblick etwas irritiert, ist, dass typische Vertreter einer Malerei der 1980er-Jahre, wie Erwin Bohatsch, Hubert Scheibl und Herbert Brandl, mit späten, reifen Werken (2001 bis 2003) präsentiert werden. Die Ausstellung kennzeichnet ein Pluralismus der Stile, sie ist mit Außenseiterpositionen gespickt. Damit verweigert sie sich einer leichten Lesbarkeit, ist aber Ausdruck einer lebendigen Sammlung.  (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 30. April/1. Mai 2011)