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Eine Halbierung des Energieverbrauchs bis 2050 ist laut Studie möglich. Dann heißt es aber warm anziehen, denn gespart werden muss überall, um das Potenzial auszuschöpfen - am meisten aber in den Haushalten und im Verkehr.

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Wien - Bis zum Jahr 2050 ist in Österreich eine Halbierung des Energieverbrauchs und eine Senkung der CO2-Emissionen um mehr als 90 Prozent möglich, sagt eine Studie, die das Institut für Höhere Studien (IHS) im Auftrag von Greenpeace, dem nö. Versorger EVN und der Gewerkschaft vida erstellt hat. Erhebliche Sparpotenziale gebe es in den privaten Haushalten - Stichwort Hausbrand und Wärmedämmung - und im Verkehrssektor, in dem es nun Richtung E-Mobilität gehe, sagte IHS-Chef Bernhard Felderer am Freitag. Neue Auto-Steuern seien nicht nötig, es reiche, die Strom-Fahrzeuge von Abgaben zu entlasten - die sollten die Benzin- und Dieselfahrer allein tragen, so Felderer. Eine Deckelung der Ökostromforderung lehnen Greenpeace und EVN ab.

Felderer sagte bei der Studienpräsentation, bereits mit den heute bekannten Technologien könne in den nächsten vier Jahrzehnten "locker" fast die Hälfte der eingesetzten Energie eingespart werden. Um im Autoverkehr die Wende zu beschleunigen - "es ist schade, Erdöl zu verbrennen" -, sei eine Umschichtung der Steuerlast nötig, "sonst dauert es zu lang". Der Ölpreis steige zu wenig, um spritgetriebene Fahrzeuge zu verdrängen. In den vergangenen 40 Jahren habe sich Öl im Schnitt nicht stärker verteuert als das allgemeine Preisniveau.

"Gas zu teuer"

Fossile Energieträger sollen schrittweise verschwinden und in einigen Jahrzehnten gar nicht mehr eingesetzt werden. Ersetzt werden sollen sie nach und nach durch Erneuerbare Energien - auch in der Stromerzeugung: Bis 2050 soll dort außer Kohle auch Erdgas gänzlich verschwinden. Dies sei auch für heute neu errichtete Anlagen wie das Gaskraftwerk Mellach des Verbund in der Steiermark kein Problem, da die Nutzungsdauer in der Regel bei 20 bis 40 Jahren liege, sagte EVN-Chef Peter Layr. Derzeit sei Gas zu teuer, daher werde es momentan in Europa nicht mehr zur Stromproduktion eingesetzt.

Die EVN will bis 2020 rund 800 Mio. Euro in Windenergie, Wasserkraft und Biomasse investieren, erinnerte Layr. Zur langfristigen Senkung des CO2-Ausstoßes bekenne sich der börsenotierte niederösterreichische Versorger. 2020 werde die EVN dreimal soviel Erneuerbaren Strom produzieren wie heute. Neue Technologien, etwa die Panels in der Photovoltaik, würden immer günstiger, so Layr. Auch IHS-Chef Felderer erwartet sinkende Grenzkosten bei Renewables. Spätestens 2020 sei bei Photovoltaik die Kostenparität da.

Ökostromgesetz, "ein Jammer"

Das derzeitige Ökostromgesetz sei "ein Jammer", so der EVN-Chef. Der Förderdeckel bringe nichts, sondern führe eher zu einem Stopp im weitern Ausbau. Layr und Felderer erinnerten daran, dass ein verstärktes Aufkommen von Ökostrom auch eine Modernisierung der Stromnetze erfordert, um Elektrizität aus Solar- und Windkraft in die Ballungsräume zu bringen. Derzeit biete die Regulierung zu wenig Anreize für Netzinvestitionen, bedauerte Layr. Den CO2-Emissionshandel hält Felderer für "intelligent", der müsse bleiben.

Der Endenergieverbrauch könnte zwischen 2010 und 2050 um fast 50 Prozent von 1.060 auf 540 Petajoule (PJ) gesenkt werden, so die am Freitag präsentierte Studie. Der CO2-Ausstoß könnte um über 90 Prozent von 73,3 Mrd. auf 6,4 Mrd. t pro Jahr vermindert werden. Dies sei ein Szenario, aber keine Prognose, betonte Felderer. Der Anteil fossiler Energien sollte dafür von 72 auf 15,5 Prozent sinken.

Wie bei den Haushalten könnte auch im Verkehr der Energieverbrauch binnen vier Jahrzehnten mehr als halbiert werden - vorausgesetzt etwa, dass der öffentliche Verkehr stark ausgebaut und Güterverkehr auf der Schiene forciert wird, während gleichzeitig der motorisierte Individualverkehr zurückgeht. Für die Industrie wird die Einsparung eines Drittels des heutigen Energieeinsatzes für denkbar gehalten. (APA)