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Ein tunesischer Soldat bewacht ein zerschossenes Fahrzeug, das Gaddafi-Truppen zurückgelassen haben.

Foto: Reuters/Souissi

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Der Grenzübergang Dehiba - so weit, so unspektakulär. Truppen von Gaddafi lieferten sich jedoch heftige Gefechte mit Einheiten der Rebellen.

Foto: EPA/MOHAMED MESSARA

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Libysche Flüchtlinge in Dehiba verbrennen eine libysche Flagge.

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Tunis/Tripolis - Der Libyen-Konflikt greift auf Tunesien über. Einheiten des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi lieferten sich am Freitag im tunesischen Grenzort Dehiba Gefechte mit dem Militär des Nachbarlandes. Augenzeugen zufolge hätten zunächst Gaddafis Truppen Granaten auf Dehiba abgeschossen, wo sich libysche Rebellen verschanzt hätten. Dann rückten einige von ihnen in den Ort vor. Es war das erste Mal, dass libysche Bodentruppen die Grenze überquerten. Später eroberten Aufständische den Grenzübergang zurück.

Der tunesische Militärsprecher Ahmed al-Bani sagte am Freitag, mehrere Soldaten der Truppen Gaddafis hätten sich den Aufständischen ergeben. Der wichtigste libysch-tunesische Grenzübergang, rund zwei Autostunden weiter nördlich, war aber weiter unter Kontrolle Gaddafis. Die Rebellen hatten sich zuletzt aus der westlichen Bergregion Libyens ins Nachbarland abgesetzt, nachdem Getreue Gaddafis einen Grenzübergang eingenommen hatten.

Ein Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters berichtete von "einigen getöteten Gaddafi-Leuten" . Über das Schicksal der Einheiten des libyschen Machthabers war aber nichts bekannt. Bewohner berichteten, dass auch in Wohnhäusern Granaten eingeschlagen seien. Mindestens eine Frau sei verletzt worden.

Bereits am Donnerstag hatten Gaddafi-Einheiten libysche Rebellen im tunesischen Grenzgebiet mit Granaten beschossen und damit den Protest der Regierung in Tunis auf sich gezogen.

Minen im Hafen von Misrata

Ein Nato-Sprecher erklärte indes, dass Gaddafi-Einheiten Minen am Hafen der Rebellenhochburg Misrata zu verlegen versuchten, um Hilfslieferungen in die Stadt zu verhindern. Die Nato habe dies unterbunden. Dies sei ein weiterer Beweis dafür, dass sich Gaddafi über internationales Recht hinwegsetze. Misrata wird seit Wochen von der Regierung belagert, die Lage der Einwohner ist katastrophal. Freitag lieferten sich Rebellen und Regierungstruppen erneut schwere Auseinandersetzungen um den Flughafen.

Die US-Botschafterin bei der Uno, Susan Rice, berichtete laut Diplomaten von gezielten sexuellen Übergriffen der Gaddafi-Einheiten auf Zivilisten. Rice habe in geschlossener Sitzung des Sicherheitsrates Berichte zitiert, wonach Gaddafis Anhängern das Potenzmittel Viagra ausgegeben worden sein soll, um sie zu Vergewaltigungen anzustiften. Bestätigt werden konnten die Angaben nicht.

Die Nato, die mit Luftangriffen Zivilisten schützen soll, beobachtet die Entwicklung mit Unruhe. Die Rebellen fordern ein stärkeres Eingreifen. Kritiker monieren, die Allianz überschreite das UN-Mandat und wolle Gaddafi töten. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 30.4.2011)