Direktor Michael Schottenberg vor dem Volkstheater

Foto: Peter Korrak

Wien - Ungeachtet aller objektiven Schwierigkeiten, die dem Wiener Volkstheater den prosaischen Alltag vergällen, verspricht Direktor Michael Schottenberg auch für die Spielzeit 2011/12 den "Spagat zwischen Haltung und Unterhaltung". Zum Saisonstart am 9. September präsentiert Autor Felix Mitterer sein Auftragswerk Du bleibst bei mir (Regie: Michael Sturminger), in dem Andrea Eckert in die Rolle ihrer Lehrerin Dorothea Neff schlüpfen soll. Neff überstand die NS-Diktatur als Couragierte: Nachdem sie der Jüdin Lilli Wolff das Überleben ermöglicht hatte, wurde sie von Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" geehrt.

Regisseurin Jacqueline Kornmüller wird auf der großen Bühne (960 Sitzplätze) das MigrantInnenprojekt Die Reise präsentieren, Vicki Schubert inszeniert Nestroys Der Färber und sein Zwillingsbruder. Junge Regisseure dominieren das restliche Programm: Alexander Nerlich wird sich Schnitzlers Der einsame Weg vornehmen - also rund einen Monat, nachdem Das weite Land aus der Feder desselben Autors Burg-Premiere gehabt haben wird (mit Klaus Maria Brandauer, Dörte Lyssewski und Peter Simonischek, Regie: Alvis Hermanis).

Der Hausherr selbst wird die unverwüstliche Dreigroschenoper inszenieren ("ein Weihnachtspackerl, an dem man würgen wird", so Schottenberg). Weitere Vorhaben inkludieren die Wiederbelebung von Martin Sperrs Jagdszenen aus Niederbayern, die Dramatisierung von Joseph Roths Hotel Savoy und die Exhumierung von Maxim Gorkis Kinder der Sonne - Regie bei Letzterem: Nurkan Erpulat.

Die kaufmännischen Kenndaten rechtfertigen leisen Optimismus: Bei einer Gesamtauslastung von rund 80 Prozent legt man Wert auf die exakte Bezifferung der Zuschauerzahl. Im vergangenen Jahr durfte man 217.000 Besucher begrüßen. Der Sanierungsbedarf der Bühne wird im "zweistelligen Millionenbereich" angesiedelt. (poh/ DER STANDARD, Printausgabe, 29.4.2011)