Zuerst die Kapitulation, dann die Kündigung des Fußvolks. Im Februar erklärte Nokia, von seinem Thronanspruch als führender Handyhersteller zurückzutreten und künftig Microsoft-Handys zusammenzubauen - so wie viele Konkurrenten auch. Gestern dann die Ankündigung, 7000 Mitarbeiter abzubauen.

Nun bleibt Nokia ein stattlicher Konzern, mit 40 Milliarden Euro Umsatz und dann noch 124.000 Mitarbeitern. Aber die Ära, in der Nokia den guten Handyton angab, ist vorbei. So wie Microsofts einflussreichste Tage vorbei sind - auch wenn der Konzern noch immer der profitabelste der IT-Branche ist. Solche "kreative Destruktion" , wie der österreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter denZyklus von Aufstieg und Niedergang beschrieb, gehört zur Tagesordnung der Wirtschaft.

Aber wo in den USA andere Player übernehmen, wie Apple und Google bei Handys, verliert Europa mit dem Downgrading von Nokia seinen letzten globalen digitalen Konzern von Bedeutung. Softwarekonzern SAPwird immer deutlicher von Oracle distanziert, Siemens gab PCs, Handys und Netzwerke längst auf, die Liste ist lang. Europa ist oft erfindungsstark - das Web ist eine europäische Entwicklung, wie auch Skype -, aber umsetzungsschwach. Eine Start-up-Kultur und das nötige Risikokapital dazu sind dringend erforderlich, um nicht auf den Technologien des 19. und 20. Jahrhunderts sitzenzubleiben. (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.4.2011)