Wien - Am heimischen Immobilienmarkt hat sich in den letzten beiden Quartalen eine Trendwende vollzogen. Waren 2009 noch Mietwohnungen in Ballungsgebieten gefragt, so sind 2010/11 wieder Kauf-Immobilien - vor allem Eigentumswohnungen - stärker nachgefragt worden.

"In den letzten drei Monaten hat sich die Nachfrage dramatisch geändert. Das Einfamilienhaus feiert ein nachhaltiges Revival", sagte der Geschäftsführer der Immobilienplattform Immobilien.net, Alexander Ertler, am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien. Dieser Trend gehe weiter, eine Umkehr sei nicht erkennbar.

Österreichweit - exklusive Wien - hat sich demnach die Nachfrage nach Einfamilienhäusern auf Jahressicht von rund 30 auf rund 40 Prozent aller Anfragen erhöht. Am deutlichsten zeigt sich die verstärkte Nachfrage nach Eigentum im Burgenland, wo sich acht von zehn Anfragen auf den Erwerb eines Einfamilienhauses konzentrieren.

Preise für Eigentumswohnungen gestiegen

Auch an der Entwicklung der Angebotspreise lässt sich der Trend nach Kauf-Immobilien ablesen. In Wien sind etwa die Preise für gebrauchte und neue Eigentumswohnungen zwischen April 2010 und März 2011 um 4,5 Prozent gestiegen, jene für Mietwohnungen dagegen nur um 0,7 Prozent, so Ertler. Ein Quadratmeter gebrauchte Eigentumswohnung kostet demnach in Wien 2.150 Euro (+4,4 Prozent), eine neue 3.608 Euro (+4,6 Prozent).

In den ebenfalls ausgewerteten Bundesländern Niederösterreich und Burgenland kostet eine gebrauchte Eigentumswohnung pro Quadratmeter 1.237 Euro (+0,6 Prozent) bzw. im Burgenland 944 Euro (+4,4 Prozent). Neue Eigentumswohnungen kosten im Burgenland 2.009 Euro (-3,1 Prozent), in Niederösterreich 2.600 (-0,04 Prozent).

Nachfrage in Ballungsgebieten

Christoph Petermann, Geschäftsführer der Raiffeisen Immobilien Vermittlung, macht für die Trendwende einerseits ein Umdenken nach der Finanzkrise verantwortlich, andererseits hält der starke Zuzug in Ballungsgebiete an, während strukturschwächere Regionen immer stärker verlieren und unter Abwanderung leiden würden.

Alleine im Großraum Tulln habe es 2010 um 20 Prozent mehr Transaktionen gegeben. "Die Nachfrage konzentriert sich auf Ballungsgebiete, der Speckgürtel um Wien wächst", so Petermann. Infolgedessen würden auch die Häuserpreise anziehen, weniger stark dagegen die Grundstückspreise. Entscheidend für die Nachfrage sei eine gute Infrastruktur wie kurze Einkaufs- oder Schulwege, Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Nähe zu Erholungsgebieten.

Preisatlas für Immobilien

Die Raiffeisen Bausparkasse habe im ersten Quartal 208 Mio. Euro neue Finanzierungen vergeben, sagte Geschäftsführer Johann Ertl. Davon entfielen 45 Prozent auf den Neubau, 23 Prozent auf den Kauf und jeweils rund 20 Prozent auf Sanierung und Renovierung. In Kooperation mit dem Immobilien.Net und den Immobilienmaklern des Raiffeisensektors wird ein Immobilienpreisatlas (www.immopreisatlas.at) angeboten, der eine Überblick über das Preisniveau bei Privatimmobilien auf Bezirksebene ermöglicht. (APA)