Seit dem 1. April gibt es recht günstige Flugverbindungen zwischen Wien und Florenz bei Austrian. Airberlin/Niki fliegt erst wieder ab Ende Mai an den Arno - allerdings nicht direkt, sondern meist über Düsseldorf. Sowohl mit dem Bus als auch mit der Bahn benötigt man rund 15 Minuten vom Flughafen Amerigo Vespucci in die Innenstadt. Eine preiswerte Alternative sind die beiden Nachtzüge der ÖBB nach Rom. Sie verlassen Wien um 19.29 Uhr bzw. um 20.29 Uhr und erreichen Florenz um sechs und und um sieben Uhr morgens. Spartarife beginnen bei 29 Euro für einen Sitzplatz, Liegewagen sind ab 49 Euro zu haben.

Foto: Aumüller

Eines der teuersten Tickets, das zum Eintritt in Florentiner Gärten berechtigt, kann man in der Villa La Massa lösen: Heuer noch zweimal führt der französische Kunsthistoriker Armand de Foucault gemeinsam mit dem italienischen Kollegen Andrea Ghiottonelli durch Privatgärten in und um Florenz, die Reisende sonst nicht zu Gesicht bekommen. Für ein Paar im Doppelzimmer der Villa La Massa kostet das einwöchige Arrangement ab 4500 Euro. Die günstigere Variante: Doppelzimmer mit Frühstück im Fünf-Sterne-Haus ab 395 Euro. Die Sparvariante: Nachmittagsjause mit Gartenführung um 20 Euro.

Foto: Villa La Massa

"Dort, inmitten immerwährenden Frühlings, ist der kühle Nordwind erfüllt vom strahlenden Duft sich entfaltender Blütenkelche und nie gesehener Blumen ..." Einfach so hingeschrieben klingt das jetzt schwülstig, aber als Klappentext für einen italienischen Gartenguide sind diese Zeilen sehr passend. Allerdings stehen sie dort nicht.

Formuliert hat sie der Florentiner Parfumeur Lorenzo Villoresi, der mit jedem neuen Duft immer ein paar schwere Kopfnoten zu Papier bringt. Es sind jedenfalls recht blumige Beipacktexte für ein Riechwasser, das seine Lyrik ja gerade durch die sinnlichen Spielräume jenseits der Worte bezieht. Aber so wie schon die antiquierten Reisebeschreibungen ihre Leser mitnehmen mussten in die unzugänglichsten Gebiete, holt nun auch Villoresi die Menschen mit Sprache ab in einer Welt der ungeübten Nasen.

Entdecker und Übersetzer

Seit mehr als 20 Jahren ringt der gelernte Philosoph und Philologe bereits nach Worten für Gerüche, die er vorwiegend auf seinen Reisen aufschnappt. Doch für sich behalten will er diese Souvenirs keineswegs - schon gar nicht, um sie dann als schrulliger Alchemist in streng geheime Kreationen zu packen. Vielmehr möchte er wie ein Entdecker davon erzählen, wie er bei Shinto-Priestern auf die denkbar reinste Oud-Essenz gestoßen ist und warum das Kilogramm um 18.000 Euro bei ihm nicht wie in Japan auf den teuersten Räucherstäbchen der Welt verduftet.

Noch lieber lässt Villoresi allerdings erzählen: vor allem olfaktorisch ungebildete Menschen, die zwar oft eine angenehme Kindheitserinnerung in der Nase haben, diese vagen und dabei sehr einprägsamen Erinnerungen aber selbst nicht in Worte kleiden können. Das so polyglotte "Übersetzungsbüro Villoresi" versucht diese radebrechenden Beschreibungen eines Dufts dann in einem unkomplizierten Beratungsgespräch um lockere 3600 Euro verständlich zu formulieren: in einem Satz aus ganz persönlichen Parfums.

Villoresis Atelier in der Via dei Bardi - im alten Palast seiner Familie - ist ohne Zweifel auch weit über Florenz hinaus eine der besten Adressen für Fragen im Reich des subjektivsten aller Sinne. Gerne würden wohl auch jene auf dieses Wissen zurückgreifen, die tatsächlich mit einem Gartenguide in der Toskana unterwegs sind. Aber das kommt erst: Villoresi lässt gerade einen weiteren Palazzo zur "Riechakademie" mit eigenem Garten umbauen.

Umso erstaunlicher ist es, dass Villoresis Geruchsgrammtik nicht viel mehr Florentiner Vokabular enthält. Immerhin teilt sich der Parfumeur die noble Adresse Via dei Bardi mit dem Palazzo Mozzi. Und gleich hinter diesem Palast verbirgt sich einer der anregendsten Orte für Menschen, die in Florenz immer der Nase folgen: die zu allen Jahreszeiten und ganz von allein wohlriechenden Bardini-Gärten.

Allerdings - und da helfen auch beste nachbarschaftliche Verhältnisse nichts, wenn in Florentiner Familien die Fetzen fliegen - waren diese Gärten selbst für Villoresi fast 40 Jahre lang nicht zugänglich. Erbstreitigkeiten in der Familie Bardini führten dazu, dass vorerst nur in deren Gärten "Gras über die Sache wuchs" - die vier Hektar Parklandschaft verkamen zusehends. Erst im Jahr 2000 übernahm die Bardini-Peyron-Stiftung die Anlage und restaurierte sie nach bestem Wissen und Gewissen: Die zentrale barocke Stiege, die von den Montecuccoli-Hügeln hinunter bis zum Arno führt, galt es ebenso behutsam zu renovieren wie die uralten Wasserkanäle im anglochinesischen Teil der Gärten. Mit der schritt- weisen Wiedereröffnung seit dem Jahr 2006 bekam dann wohl auch die Stadt einen Teil ihrer Geschichte zurück.

Wehe dem Florenz-Experten also, der einen Giardino Bardini nur unter dem billigen Vorwand meidet, sich nicht alle Vornamen der meist adeligen Azaleen merken zu können! Zwar heißen diese oft wie ihre britischen Züchterinnen, aber sie gedeihen auf uraltem Boden der Stadt. Eingebettet in die letzten Zeugen der Florentiner Stadtmauer, offenbaren diese Beete am steilen Hang spätestens vor dem Caféhaus am Belvedere, was dieser Stadt in den letzten Jahrzehnten doch ein wenig fehlte: Zusammen mit der bekannteren Boboli-Anlage, die nahezu nahtlos an die Bardini-Gärten anschließt, wurde nun fast das gesamte südliche Arno-Ufer zu einer begehbaren Aussichtsterrasse mit grün gesäumten Blick auf Florenz.

Rasen betreten öfter erlaubt

In der Toskana musste wohl grundsätzlich viel Wasser den Arno hinunterfließen, bis private Gärten ihre Pforten auch für Zaungäste öffneten. Mit einiger Überzeugungsarbeit konnte die Vereinigung "Grandi Gardini Italiani", die jährlich bereits sieben Millionen Besucher auf ihre Grünflächen bringt, sogar die introvertiertesten Gärtner der Region zu größerer Offenherzigkeit überreden. So gibt sich nun seit März 2011 auch eine mehr als 400 Jahre alte Institution mit fast neun Hektar Parkanlagen nur wenige Kilometer flussabwärts am Arno deutlich weniger zugeknöpft: Es ist die ehrwürdige Villa La Massa.

Errichtet wurde das Anwesen mit Park bereits im 16. Jahrhundert für den Florentiner Herausgeber Santi Landini als Sommerresidenz - aber erst seit wenigen Tagen wandeln hier auch Leser von Gartenzeitschriften auf den nunmehr Andrea Quagliarella heiligen Pfaden. Als Chefkoch dieses noblen Gartenhäuschens, das in den 1950er-Jahren zur "Hollywoodschaukel" für Elizabeth Taylor, Clark Gable und Gregory Peck wurde, schweift Quagliarella denn auch nur kurz vom bodenständigen Pfad der Biogärtner ab: Freilich sei es fein, in so einem Luxushotel hie und da für George Michael zu kochen, aber privat würde er lieber mit seinen Rosen im Garten reden. Dort kultiviert er neben dem kompletten Sortiment eines Gemüsestandlers wohl auch den feinsten Früchtetee der Region - und serviert ihn dann auf einer Terrasse mit Chianti-Blick, der eben nicht ins Weinglas führt, sondern direkt in die Region.

Die starke Note von wildem Lavendel, die hier sogar dem Trimm-dich-Pfad den Mief von körperlicher Betätigung nimmt, ist allerdings nur etwas für geübte Alchemisten wie Villoresi. Eine Nordbrise zu viel über den blauen Feldern am Arno, und schon ist die Herznote des La-Massa-Olivenöls dahin. Das wird hier schließlich auch wie Parfum gehandelt. (Sascha Aumüller/DER STANDARD/Printausgabe/23.04.2011)