Aus einem 36 Zentimeter hohen Stalagmiten (rechts) aus einer Höhle in Westösterreich lässt sich das Alpenwachstum ablesen.

Foto: M. Meyer

Innsbruck/Wien - Die Alpen sind in den letzten zwei Millionen Jahren - für Geowissenschafter ein ziemlich kurzer Zeitraum - erstaunlich schnell gewachsen, nämlich in 100 Jahren um 7,5 Zentimeter bzw. in einer Million Jahre um rund 750 Meter. An vielen Stellen wurden zwei Drittel der Höhenzunahme indes wieder durch Erosion abgetragen, schreibt ein Forscherteam um den Innsbrucker Geologen Michael Meyer in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "Geology" (Bd. 39, S. 447).

Wie aber ermittelten die Wissenschafter das doch ziemlich flotte Wachstum? Der buchstäblich Maßstab der Forscher war ein 36 Zentimeter langer Stalagmit, also einen nach oben wachsenden Tropfstein, den sie aus einer heute 2500 Meter hoch gelegenen Höhle in Westösterreich bargen.

Meyer und seine Kollegen ermittelten zunächst mittels Uran-Blei-Datierung das Alter des Tropfsteins, der im Zeitraum zwischen rund 2,15 und 2 Millionen Jahren gewachsen sein dürfte. In einem zweiten Schritt wurden die Sauerstoffisotope analysiert, die darauf hindeuten, dass die Landschaft durch die das Wasser einst in die Höhle eindrang und den Stalagmiten formte, um hunderte Meter tiefer gelegen sein musste.

Vermessungen der Kohlenstoffisotope wiederum zeigten, dass die Höhle, die heute knapp unter den Berggipfeln liegt, vor zwei Millionen Jahre rund 1000 Meter unter der Erdoberfläche gelegen war. Mit anderen Worten: das Gestein, das darüber lag, wurde von der Erosion abgetragen, weshalb die Alpen dann doch nicht ganz so schnell höher wurden. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 23.-25. 4. 2011)