Für das berühmt gewordene Logo des WWF stand ursprünglich das Pandaweibchen "Chi Chi" aus dem Londoner Zoo Modell. Gerald Watterson fertigte eine Skizze an, aus der Peter Scott ein Markenzeichen mit hohem Wiedererkennungswert entwickelte.

Logo: WWF

Gland/Frankfurt - Ein Manifest, das ein gutes Dutzend Politiker, Wissenschafter und Geschäftsleute am 29. April 1961 in der Schweiz verfasste, stand am Anfang. Weltweiter Frevel an der Natur, "in einer Orgie gedankenloser und unnötiger Zerstörung" - so sahen die Verfasser des Papiers die Lage der Erde. Im Namen des Fortschritts würden aus Ignoranz, Gier und Dummheit unschuldige Tiere getötet, aus ihren Lebensräumen vertrieben oder mit Chemikalien vergiftet. Das Dokument gilt als Gründungserklärung des WWF, die Organisation wurde im folgenden Herbst unter dem Namen "World Wildlife Fund" in der Schweiz eingetragen, später wurde der Name in "World Wide Fund for Nature" geändert.

Heute ist die Organisation, die nächste Woche ihren 50. Geburtstag feiert, ein Global Player und gilt als politisch einflussreich. Nach eigenen Angaben zählt der WWF heute fünf Millionen Unterstützer rund um die Welt. Rund 90 Büros in 40 Ländern nehmen jährlich Hunderte Millionen an Spenden ein, um den Artenschutz und die Bewahrung der biologischen Vielfalt zu unterstützen.

Die frühen Jahre

Es war keine Bewegung von unten, sondern eher ein exklusiver Club mit Verbindungen in höchste Kreise der Gesellschaft - bis heute ein Kennzeichen der WWF-Familie. Zwei europäische Prinzgemahle halfen entscheidend beim Aufbau, machten Umweltschutz salonfähig, brachten Glamour ein - und viel Geld.

Prinz Bernhard der Niederlande sammelte als erster WWF-Präsident (von 1962 bis 1976) die ersten Millionen. Er rief einen "Club der 1001" ins Leben, in dessen Fonds 1.001 Personen je 10.000 US-Dollar einzahlten. Prinz Philip, der Herzog von Edinburgh, engagiert sich bis heute. WWF-Präsident war er von 1981 bis 1996.

In den ersten Jahren wurden die Spenden noch an andere Organisationen für deren Projekte weitergegeben - allen voran an die Weltnaturschutzunion IUCN, aber auch an Greenpeace. Zudem standen damals noch "Feuerwehreinsätze" in verschiedenen Teilen der Welt im Mittelpunkt - etwa die Ausweisung von Schutzgebieten oder die Rettung von bedrohten Arten.

Lobbyismus für die Natur

In den 1970er Jahren begann zusätzlich die Planung eigener Projekte und die politische und zunehmend professionelle Lobbyarbeit. Auf allen internationalen Umweltkonferenzen von Walfangkommission bis Klimagipfel sind WWF-Experten vertreten. Weltweite Kampagnen gelten dem tropischen Regenwald, den Walen oder dem Schutz der vom Aussterben bedrohten Tiger. Der Ansatz ist ganzheitlich und bezieht das Wohlergehen der Menschen in den verschiedenen Regionen ein.

Mit der Industrie pflegt die Umweltstiftung traditionell gute Verbindungen. "Die Industrie muss Teil der Lösung werden", sagt etwa WWF-Deutschland-Chef Eberhard Brandes. Ein führender Vertreter der Ölindustrie wäre heute aber vermutlich kein Kandidat mehr für die Spitze der Organisation. Von 1977 bis 1981 war Shell-Chef John Loudon WWF-Präsident - das habe Glaubwürdigkeit nach außen gekostet und auch intern wegen der Reaktion auf Unfälle und Chemikalieneinsatz zu Diskussionen geführt, schreibt Alexis Schwarzenbach in seiner zum Jubiläum erschienenen "Biografie" des WWF. Nach der Jahrtausendwende habe die Organisation schließlich die Beziehung zur Ölindustrie abgebrochen, weil sich kein Unternehmen der Branche habe finden lassen, das bereit war, seinen "ökologischen Fußabdruck" zu verringern. Heute steht die frühere ecuadorianische Umweltministerin und ehemalige Präsidentin der Weltnaturschutzunion IUCN, Yolanda Kakabadse, an der Spitze des WWF International. 

Aktivitäten in Österreich

"Der WWF wurde nicht nur international, sondern auch in Österreich zu einem der wichtigsten Sprachrohre für Natur und Umwelt", sagte Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin des WWF Österreich. Zu den wichtigsten Erfolgen hierzulande zählen die Rettung des Vogelparadieses "Lange Lacke", der Nationalpark Neusiedlersee und das WWF-Reservat Marchegg mit der noch heute bestehenden Storchenkolonie.

In den 80er Jahren kämpfte der WWF gegen das Kraftwerk Hainburg und für den späteren Nationalpark Donauauen. Seit Jahrzehnten arbeitet der WWF Österreich nach eigenen Angaben am Schutz der hier bedrohten Arten, Feuchtgebiete, Flüsse und Wälder, ist aber auch international vor allem im Amazonas, in den Mekongländern, im Pazifik und in Osteuropa aktiv. "Wir hoffen auch für die nächsten 50 Jahre, dass uns unsere Spender und Partner aus Wirtschaft, Politik und Kultur auch weiterhin unterstützen, denn die Aufgabe könnte größer nicht sein. Es geht um die Bewahrung unseres Planeten für eine Welt in der auch die künftigen Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden", betonte Hildegard Aichberger.

Jubiläumsfeier

Mehr als 600 Wissenschafter, Politiker, Unternehmer und Partner feiern am 29. April in Zürich das runde Jubiläum. Unter den zahlreichen Ehrengästen werden auch der südafrikanische Erzbischof und Nobelpreisträger Desmond Tutu und der bekannte britische Naturfilmer David Attenborough erwartet. Gleichzeitig warnt der WWF aber vor dem weiteren Rückgang der Arten, dem Klimawandel und dem Verlust von Lebensräumen auf allen Kontinenten. "Zwischen 1970 und 2012 wurden 30 Prozent der Arten von uns Menschen ausgerottet. Ohne den WWF und seine Partner würde diese Zahl mit Sicherheit noch viel höher sein", ist Aichberger überzeugt. (APA/red)