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Wien - So nahe war Monarchie-Nostalgie noch nie am Fetischismus: Das Sisi-Museum in der Wiener Hofburg widmet sich der Haarpracht der ehemaligen Kaiserin und hat mit Echthaar drei ihrer aufwändigen Frisuren rekonstruiert. Diese sind ab sofort im Museum ausgestellt.

"Bereits in jungen Jahren - zur Zeit ihrer Heirat und Ankunft am Wiener Hof Mitte der 1850er Jahre - fand Sisi einen eigenen Stil", erklärte Olivia Lichtscheidl, die Kuratorin des Sisi-Museums. Sie habe sich zwar an die herrschende Mode angelehnt, dieser aber eine persönliche Note gegeben. Die Schönheitspflege nahm einen Großteil des Tagesablaufs der Monarchin in Anspruch. Besonders viel Wert legte sie auf ihre Haarpracht: "Die Haare waren ihr Markenzeichen. Auf die war sie unheimlich stolz", berichtete die Kuratorin. Die Locken reichten der 1,72 Meter großen Monarchin zu ihrem Lebensende hin sogar bis zu den Fersen. Die kaiserliche Mähne wurde täglich zwei bis drei Stunden lang frisiert. Ausgefallene Haare mussten in einer silbernen Schüssel vorgezeigt werden. 

Drei Modelle

Die drei Frisuren, die im Museum ausgestellt sind, trug die Monarchin in den 1850er, 1860er und 1890er Jahren. Die Frisur aus den 1850er Jahren stammt aus Sisis Brautzeit. Damals trug die Kaiserin ihre Haare in Zöpfen, die zu einem Kranz am Hinterkopf aufgesteckt wurden. Üblicherweise trugen Frauen zu dieser Zeit einen tief sitzenden Nackenknoten.

In den 1860er-Jahren war es Mode, das Haar streng und glatt nach hinten zu kämmen und zu einem Knoten zu formen. Schon allein mit ihrer Haarlänge und ihrer Naturlocken widersetzte sich Sisi diesem Trend. Aus diesem Zeitraum rekonstruierte das Museum die berühmte "Steckbrieffrisur" Sisis. Die Kaiserin ließ sich dafür am Oberkopf Locken legen. Danach wurde das lange Haar ähnlich einem französischen Zopf geflochten und hochgesteckt.

Die dritte Frisur, die im Museum präsentiert wird, stammt aus den 1890er Jahren. Dabei handelt es sich um eine "Haarkrone", die mit auf dem Kopf verschlungenen geflochtenen Zöpfen gefertigt wurde. "Das Gewicht der Haarkrone aus dem damals bodenlangen Haar muss beträchtlich gewesen sein und Sisi hatte an ihrer Haarpracht sicher schwer zu tragen", sagte Lichtscheidl.

Insgesamt dauerte es 200 Arbeitsstunden, bis die drei im Museum ausgestellten Frisuren saßen. Gezeigt wird neben den Frisuren auch historischer Friseurbedarf, darunter mehrere Onduliereisen sowie Lockenscheren. Mit diesen Geräten wurden früher Wellen und Locken gemacht. (APA/red)