Wien - Die Tageszeitung "Kurier" wird ihre Abo-Preise auch ohne den Mediaprint-Partner "Kronen Zeitung" erhöhen. "Ab 1. Mai um durchschnittlich 5,6 Prozent", sagt "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger. "Die letzte Preiserhöhung liegt beinahe drei Jahre zurück und dies entspricht ziemlich genau auch der Erhöhung des Verbraucherpreisindex." Die jüngsten Turbulenzen und rechtlichen Auseinandersetzungen in der Mediaprint-Gruppe - Kralinger ist dort einer von drei Geschäftsführern - kommentiert der "Kurier"-Chef zurückhaltend.

Konzerninterner Preiskampf

Die Mediaprint ist die gemeinsame Druck-, Anzeigen- und Vertriebsgesellschaft von "Krone" und "Kurier". Im Gesellschafterausschuss der Firma sitzen die Eigentümer der beiden Tageszeitungen: Familie Dichand und die deutsche WAZ als Hälftepartner der "Krone" sowie Raiffeisen und WAZ für den "Kurier". Während die geplante Preiserhöhung beim "Kurier" von den drei Mediaprint- beziehungsweise den zwei "Krone"-Partnern einhellig beschlossen wurde, stemmte sich "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand gegen eine solche bei der "Krone" und erwirkte gegen den von WAZ und Raiffeisen getragenen Beschluss eine gerichtliche Verfügung. Nun muss neuerlich ein Schiedsgericht über den konzerninternen Preiskampf entscheiden. Dichands und WAZ liegen um die Vormachtstellung bei Österreichs größter Tageszeitung seit Jahren im rechtlichen Clinch.

Kralinger bestätigt das ungewöhnliche Vorgehen: "Es stimmt. Gegen den Beschluss der Abopreiserhöhung wurde von der Seite Dichand eine einstweilige Verfügung erwirkt. Ich möchte das aber nicht weiter kommentieren, da es sich hierbei um ein Gesellschafterthema im 'Krone'-Verlag handelt. Wenn ich aber nun lese, dass 'Krone'-Anwältin Huberta Gheneff meint, dass alle Entscheidungen aufgrund einer Syndikatsvereinbarung einstimmig zu erfolgen haben, kann ich das für den 'Kurier' nicht bestätigen. De facto würde das ja bedeuten, dass durchgerechnet 25 Prozent der Komplementär-GmbH die restlichen 75 Prozent der Mediaprint Gesellschaft kontrollieren. Eine derartige Vereinbarung wäre ein schwerwiegender Eingriff in die Gesellschafterrechte des 'Kurier' und wird sicher auf Gesellschafterebene diskutiert werden." Der "Kurier"- und Mediaprint-Geschäftsführer hofft dennoch, "dass wir bald eine Lösung finden werden".

"Für Qualität sind Kunden bereit zu bezahlen"

Die geplante Preiserhöhung erklärt Kralinger mit wirtschaftlichen und qualitativen Gründen: Der Abo-Anteil am Direktverkauf sei in den vergangenen Jahren ständig gewachsen, "und im internationalen Vergleich ist der Rabatt zum Einzelverkauf sehr hoch". Die geringfügige Preissteigerung sei deshalb "eine notwendige Maßnahme, um die redaktionelle Qualität und unser umfangreiches Produktangebot weiterhin zu gewährleisten und sogar noch auszubauen", so der "Kurier"-Geschäftsführer. "Das ist es, was unsere Leser und Werbepartner erwarten und darin müssen wir uns von den Gratiszeitungen unterscheiden. Es geht um anspruchsvollen Inhalt, Aktualität und gleichzeitig genug Breite, um die Erwartungen einer gehobenen Leserschaft zu erfüllen." Der "Kurier" sei eine der meistzitierten Tageszeitungen des Landes, dies erreiche man nur durch Qualitätsbewusstsein. "Für Qualität sind Kunden bereit zu bezahlen, wie viele Untersuchungen zeigen", zeigte sich Kralinger überzeugt.

Stärkere Positionierung gegenüber Gratiszeitungen

"Eine Gratiszeitung muss man sich abholen, der 'Kurier' wird - soweit logistisch machbar - vor 6:00 Uhr früh bequem zur Haustür gebracht. Auch dieses Service stellt einen Mehrwert dar und unsere Abonnenten profitieren auch von zahlreichen anderen Vorteilen", erklärt Kralinger. "Zudem haben Marktstudien ergeben, dass Leser weder den Preis der eigenen, noch von anderen Zeitungen kennen und Preiserhöhungen kaum erinnerlich sind. Wenn ein Leser eine Zeitung wegen des Preises kündigt, dann selten weil er sich diese nicht leisten kann, sondern weil ihm der Preis im Verhältnis zum Produkt zu hoch erscheint, das heißt, eine qualitative Frage steht dahinter." Für einkommensschwache Leserschichten gebe es darüber hinaus "zielgruppenspezifische Abo-Produkte". (APA)