Eine echte Konstante, ja geradezu ein konstituierendes Element der österreichischen Politik ist der "kometenhafte Aufstieg" mit anschließendem Bauchfleck. Oder das Prinzip "Die große Enttäuschung".

Das geht so: Eine neue politische Persönlichkeit tritt auf, erhält mit kräftiger Unterstützung der Krawallzeitungen, insbesondere der Krone, ein beträchtliches Maß an Popularität und Wählerzuspruch. Und nach einer Weile stellt sich heraus: Das war nix. Oder schlimmer: Da riecht es ziemlich streng.

Das letzte Beispiel ist Hans-Peter Martin, der es zu 14 Prozent (bei EU-Wahlen) geschafft hat. Jeder, der genau hinschaute, sah schon vor Jahren einen absolut Teamunfähigen mit einem speziellen Verhältnis zum Geld. Jetzt ist Martin in ziemlichem Erklärungsnotstand. Aber ziemlich viele sind auf ihn hereingefallen. So wie auf Jörg Haider, Karl-Heinz Grasser, Claudia Bandion-Ortner etc.

Die haben alle dem populistischen Affen Zucker gegeben und stellten sich dann als große Enttäuschungen heraus, entweder wegen Inkompetenz oder Korruptionsverdacht oder beidem. Die Krone ist auf solche Fälle ja geradezu abonniert (noch vor kurzem schrieb Jeannée Huldigungsbriefe an Bandion-Ortner und Grasser, H.-P. Martin schrieb Kolumnen). Aber die traurige Wahrheit ist, dass viele Menschen von ganz allein und mit irrationaler Begeisterung (Haider, Grasser!) auf diese falschen Propheten hereinfallen.(Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 22.4.2011)