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Eine Frachtmaschine wird beladen. Die Container werden auch "Iglus" genannt. Der Inhalt muss streng kontrolliert werden - allerdings nicht überall auf der Welt.

Foto: dpa/Schutt

Wien - Passagierkontrollen auf Flughäfen können ziemlich nervig sein. Aber bei der Frachtabfertigung gilt die Unschuldsvermutung noch viel weniger, jedes Stück ist eine potenzielle Bombe. Seit den Paketbomben, die vergangenen Oktober in einer Maschine aus dem Jemen entdeckt worden waren, ist der Aufwand noch größer. Das Verkehrsministerium hat die Zulassungen sogenannter bekannter Versender neu ausgeschrieben. Nur wer dieses Gütesiegel trägt, kann im Frachtgeschäft mitmischen. Schon im Vorfeld ist der Markt hart umkämpft, wie die Hallen diverser Transportlogistiker rund um den Flughafen Wien-Schwechat zeigen.

Die Firma TNT ist ein "reglementierter Beauftragter", der die vorgeschriebenen Sicherheitskontrollen selbstständig durchführt. "Schon seit 2004 werden bei uns 100 Prozent der Sendungen durchleuchtet", sagt Prokurist Christian Hetzendorfer. Dutzende Mitarbeiter wuseln durch die Hallen, wenn Frachtflieger ankommen oder starten.

Den 100 Überwachungskameras entgeht kein Fehltritt. Und das buchstäblich. Vor allem beim Beladen der Iglus, wie die großen Flugzeugcontainer genannt werden, markiert eine rote Bodenlinie die Arbeitsaufteilung. Verirrt sich ein Mitarbeiter ohne Befugnis in den Nahbereich des Förderbandes, wird der komplette Ablauf gestoppt, alle Sendungen müssen retour in die Röntgenstraße.

Jedes Stück ist codiert, jeder Arbeitsschritt wird protokolliert

Der 200.000 Euro teure Palettenscanner ist eines der Herzstücke, sein Fassungsvermögen spart viel Zeit. Die Röntgen-Operators, die verdächtige Substanzen auf dem Bildschirm erkennen müssen, wechseln einander alle 20 Minuten ab. Zur Überprüfung der Aufmerksamkeit spielt ihnen der Computer manchmal gefakte Aufnahmen von verstecktem Sprengstoff ein. Um in einer drei Meter hohen Palettenladung ein verdächtiges Objekt von der Größe einer SIM-Karte zu entdecken, ist volle Konzentration notwendig.

Die befüllten Container werden auf Lkws verladen und diese anschließend versiegelt. Erst unmittelbar beim Flugzeug wird das Siegel wieder entfernt. Jedes Stück ist codiert, jeder Arbeitsschritt wird elektronisch protokolliert. So ist es möglich, jederzeit den Standort einer Sendung festzustellen.

Für Mitarbeiter sind Überprüfungen durch das Innenministerium obligat. Schon wer eine Vormerkung (also noch keine Anzeige) wegen einer Gewalttat hat, kommt für eine Karriere auf der Land- beziehungsweise Luftseite (drinnen im Gebäude bzw. draußen auf offener Fläche) eines Airports nicht mehr infrage.

Weltweit sind Sicherheitsstandards im Cargobereich aber sehr unterschiedlich. Frachtflüge gelten deshalb immer noch als die "Achillesferse der Luftfahrt", wie es in der Fachzeitschrift Jane's Aviation heißt. (Michael Simoner, DER STANDARD, Printausgabe, 22.4.2011)