Dresden/London -  Martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, wird neuer Chef des Victoria and Albert Museums in London. Er tritt seinen neuen Posten am 1. September an, teilte das Museum am Donnerstag in London mit. Der 56-Jährige ist der erste Deutsche, der als Chef der weltweit größten Sammlung für Kunstgewerbe und Design ein britisches Topmuseum leiten wird.

Roth übernimmt die Leitung von Sir Mark Jones, der im Juni an ein College in Oxford wechselt. Er fühle sich geehrt und freue sich darauf, die erfolgreiche Arbeit von Jones fortzusetzen, sagte Roth laut Mitteilung. Der gebürtige Stuttgarter hatte die Kunstsammlungen in Dresden 2001 übernommen. Unter seiner Führung wurde der Museumsverbund grundlegend modernisiert. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eroberten unter seiner Generaldirektion ihren Rang in der internationalen Liga zurück. Der in der weltweiten Kultur- und Kunstszene exzellent vernetzte Schwabe bahnte Kooperationen, Ausstellungen und Forschungsprojekte in Europa, Nordamerika, Asien und der arabischen Welt an. Nicht nur in seiner Zeit als Chef des Deutschen Museumsbundes (1995-2003) stritt er zudem für die Belange der Kultureinrichtungen.

Roth ist Jahrgang 1955 und stammt aus Stuttgart. Er studierte in Tübingen Empirische Kulturwissenschaft und Ethnologie und promovierte 1987 über die Geschichte des kulturhistorischen Museums. Nach einem Forschungsaufenthalt in Paris war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Museum Berlin. Von 1991 bis 2000 leitete er das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden. Ab 1996 konzipierte er für die Expo 2000 Hannover den Themenpark, Weltweite Projekte und den Globalen Dialog. 2001 übernahm Roth, der mit seiner Familie in Berlin lebt, die Generaldirektion der Dresdner Kunstsammlungen.

Kurz nach dem Amtsantritt meisterte er die Flutkatastrophe 2002, kämpfte für ein neues Zentraldepot als sicherem Aufbewahrungsort der Gemälde und für den weiteren Ausbau des Residenzschlosses zum Museumszentrum. Roth engagierte sich zudem für Präsentationen der Gegenwartskunst in der Barockstadt und in der Kulturpolitik. Dabei eckte er zuweilen auch im eigenen Haus sowie in Ministerien an. Zuletzt war Roth im Zusammenhang mit der von den Dresdner Kunstsammlung maßgeblich gestalteten Ausstellung "Die Kunst der Aufklärung" in Peking in die Kritik geraten. Der Museumschef hatte nach der Verhaftung des Regimekritikers Ai Weiwei auf die zahlreichen weiteren Inhaftierten verwiesen, wegen denen es keinen öffentlichen Aufschrei gebe. (APA)