Güssing/Eisenstadt - Beim Ausbau der erneuerbaren Energie ist man im Südburgenland schon seit Jahren aktiv. Die volle Energieautarkie bei Wärme, Strom und Treibstoff strebt das "ökoEnergieland" an, ein Zusammenschluss von 15 Gemeinden mit knapp 15.000 Einwohnern im Bezirk Güssing. Erreicht werden soll dieses Ziel mit Hilfe eines Projekts, das am Donnerstag in Güssing vorgestellt wurde. In den kommenden fünf Jahren soll um rund zehn Mio. Euro in der Region ein eigenes Biogasnetz samt Gastankstellen entstehen.

Das ökoEnergieland gehört zu den Gebieten, die der Klima- und Energiefonds im Rahmen des Förderprogramms "Klima- und Energie-Modellregionen" unterstützt. "Wir möchten die 15 Gemeinden des ökoEnergielandes komplett autonom machen, was Energie betrifft", sagte Bernhard Deutsch, Projektmanager und Ortschef von Strem, zur APA.

Mit ausschlaggebend für das Vorhaben seien auch die steigenden Treibstoffpreise. Während ein Liter Benzin mittlerweile 1,35 Euro und ein Liter Diesel 1,32 Euro kosteten, käme ein Kubikmeter Bioerdgas bei gleicher Leistung auf 70 Cent, argumentierte Deutsch. Eine Analyse habe ergeben, dass beispielsweise jedes Jahr alleine für Treibstoff in den Mitgliedsgemeinden des ökoEnergielandes insgesamt 17 Mio. Euro ausgegeben werden. Nimmt man die Gesamtausgaben für Strom und Wärme dazu, komme man auf knapp 41 Mio. Euro. Erneuerbare Rohstoffe und alternative Energie, die man selbst erzeuge, sollen dafür sorgen, dass ein Großteil der Wertschöpfung künftig in der Region bleibe.

250 Kilometer Biogasnetze

Teile des Bezirkes Güssing wurden einst nicht vom Erdgasnetz erschlossen. Die Gemeinden wollen dies nun selbst in die Hand nehmen, so Deutsch. Binnen fünf Jahren sollen Biogasnetze entstehen: "Geplant sind bis zu 250 Kilometer." Zur Gastankstelle, die in Güssing bereits beim Biomassekraftwerk in Betrieb sei, sollen weitere dazukommen. In Bildein und Tobaj sind auch Biogasanlagen geplant. Auch bestehende Fernwärmenetze sollen in das Konzept integriert werden. Noch heuer will man eine Verbindung von der Bio-SNG-Anlage (Anlage zur Herstellung von synthetischem Erdgas, Anm.) in Güssing zur Biogasanlage in Strem herstellen, so Deutsch.

Besitzer des neuen Netzes sollen die Gemeinden sein. "Die Finanzierung wird sicher nicht das Problem machen", so Deutsch. Man sei wie bei bisherigen Anlagen offen für Investoren. Auch an eine Möglichkeit zur Bürgerbeteiligung werde gedacht.

Partner beim Projekt ist das Europäische Zentrum für Erneuerbare Energie Güssing (EEE). Eine Detailanalyse und ein Energiekonzept, das 150 Seiten füllt, wurden bereits erstellt. Als "Modellregionenmanager" sollen Reinhard Koch und sein Sohn Sebastian Koch für das Erreichen der Ziele sorgen. Er erwarte, dass in Kürze weitere Gemeinden dem ökoEnergieland beitreten, meinte Deutsch. Besucher des EEE werden vielleicht auch bald mit Biogasautos unterwegs sein. Ein erstes Fahrzeug ist bereits im Einsatz.(APA)