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Nicht nur die Pisten sind stark abgerieben. Das Personalkarussell an der Spitze von Vorstand und Aufsichtsrat dreht sich schneller.

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Gesiba-Chef Ewald Kirschner soll den Vorsitz im Flughafen Aufsichtsrat übernehmen, einen Job, den Christoph Herbst (Bild) für sich beanspruchte, nach seinem Rückzug aus dem Vorstand.

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Der Wiener Flughafen steht vor einer Kraftprobe um den Aufsichtsratsvorsitz: Rot gegen Schwarz. Interims-Chef Christoph Herbst dürfte zurücktreten und sich doch für den Job als Verfassungsrichter bewerben.

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Wien - Am Wiener Flughafen ist wenige Tage vor der Hauptversammlung (HV) am Freitag nächster Woche ein Kampf um die Vormacht im Aufsichtsrat entfacht.

Aber egal, ob das rote Wien gegen das schwarze Niederösterreich (beide Länder halten je 20 Prozent) gewinnt - der interimistische Flughafen-Chef Christoph Herbst erwägt seinen sofortigen Rücktritt und die Bewerbung für den Posten des freigewordenen Verfassungsrichters. Diese Bewerbungsfrist endet am 27. Mai.

Wobei noch nicht klar ist, welche Form des Rücktritts Herbst wählen würde. Möglichkeit 1: Er wechselt nach der HV sofort wieder in seine alte Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender (derzeit ruhend gestellt). Oder Variante 2: Herbst zieht sich komplett aus dem Flughafen zurück und verzichtet auf eine Rückkehr in den Aufsichtsrat. Ob das sein Förderer NÖ-Landeschef Erwin Pröll goutiert ist ungewiss. Für den Job des Höchstrichters braucht er aber Prölls Unterstützung. Herbst, der zuletzt auch als neuer Justizminister gehandelt wurde, will zu all dem keinen Kommentar abgeben.

Ausgelöst hat die Situation der unerwartete Rücktritt von Karl Samstag als interimistischer Vorsitzender des Flughafen-Aufsichtsrates. Der Ex-Bank-Austria-Chef löste in dieser Funktion Herbst für die Zeit von dessen Vorstandstätigkeit am Airport ab. Ausgemacht war, zwischen Wien und NÖ, dass anschließend wieder Herbst übernimmt.

Doch die Wiener nominierten statt Samstag Gesiba-Chef Ewald Kirschner. Und sie ließen keinen Zweifel aufkommen, dass der Geschäftsführer der Stadt Wien eigenen Wohnbaugesellschaft als Aufsichtsratchef nicht den Pausenfüller für Herbst abgibt.

Herbst war damit gar nicht einverstanden, zumal er sich mit Samstag auch menschlich gut verstand. Kommt Kirschner, ehemals Mitarbeiter im Büro des damaligen Wiener Wohnbaustadtrat Rudolf Edlinger, ist es mit der Freiheit, die Herbst genießt, vorbei.

Über die Osterfeiertage wird sich der Spitzenjurist entscheiden müssen, welchen Weg er wählt. Nächste Woche, noch vor der Hauptversammlung, findet eine Syndikatssitzung statt, bei der geklärt wird, wie es im Aufsichtsrat weitergehen soll. Im Syndikatsvertrag ist zwischen Wien und NÖ in so wesentlichen Fragen Einstimmigkeit vereinbart. Doch seit dem Wechsel von Herbst in den Vorstand haben die Roten nicht nur eine, sondern gleich zwei Stimmen Mehrheit im Aufsichtsrat. Sollten sich Wien und NÖ nicht über den Aufsichtsratsvorsitz einigen, dann wird es eine Mehrheitsentscheidung, und die fällt zugunsten der Roten aus. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.4.2011)