Wien - Mütter können Bluthochdruck an ihre Kinder vererben. Das zeigt eine nun in der Wissenschaftszeitschrift "Circulation Research" veröffentlichte Studie, an der Wissenschafter vom Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Universität Wien (MUW) beteiligt waren. Als Ursache haben die Forscher eine Mutation im Genom der Kraftwerke der Zellen, den Mitochondrien, identifiziert, teilte die MUW am Mittwoch in einer Aussendung mit.

Die an der Studie beteiligten Wissenschafter aus den USA, China und Österreich untersuchten fünf Generationen einer chinesischen Großfamilie, in der Bluthochdruck sehr häufig vorkam. Dabei zeigte sich, dass über 50 Prozent der Familienangehörigen aus der mütterlichen Verwandtschaftslinie unter Bluthochdruck litten, jedoch keiner der väterlichen Nachkommen.

Die genetische Untersuchung der Patienten enthüllte eine Mutation im Genom der Mitochondrien. Diese Erbinformation wird im Gegensatz zum chromosomalen Erbgut ausschließlich von der Mutter an die Nachkommen vererbt. Durch diese Mutation kann die Energieversorgung in den betroffenen Zellen gestört werden und über einen bisher noch unerforschten Mechanismus zu Bluthochdruck führen.

Mutationen der mitochondrialen DNA können zu vielen verschiedenen Erkrankungen führen. Muskulatur und Nervensystem sind dabei besonders häufig beeinträchtigt, aber auch nahezu jedes andere Organsystem kann betroffen sein. "Eine mitochondriale Mutation als Ursache von Bluthochdruck ist wahrscheinlich ein Spezialfall, aber sie veranschaulicht doch wie ungeheuer breit das Spektrum mitochondrialer Erkrankungen ist", erklärte der Leiter der Arbeitsgruppe an der MUW, Walter Rossmanith. (APA)