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Wien - Paukenschlag beim Hightech-Gummihersteller Semperit: Am Freitagmorgen hat die zur Bank Austria gehörende Stiftung B&C überraschenderweise ihren Anteil an der Semperit Holding erhöht. Konkret gingen 17,5 Prozent des Semperit-Aktienkapitals von der Cross Industrie Holding, die KTM-Vorstandschef Stephan Pierer gehört, zum Preis von 14,34 Euro je Aktie an B&C.

Übernahme verhindern

Die Bank-Austria-Stiftung hat rund 52 Mio. Euro für die Aktien der Semperit bezahlt und damit ihren Anteil an Semperit von bisher 25,3 auf 42,8 Prozent erhöht. "Unser vordringliches Ziel war es, bei der Semperit ein stärkerer Aktionär zu werden. Wir wollten vor allem eine Übernahme durch ausländische Investoren verhindern", sagte B&C- Geschäftsführer Karl Schmutzer vor Journalisten.

Pierer selbst wollte vor Monaten mithilfe zweier internationaler Investoren aus dem Kunststoffbereich die Aktienmehrheit bei Semperit übernehmen. Vor wenigen Wochen habe er dann umgeschwenkt und die Aktien an der Semperit Holding selber zum Kauf angeboten. Schmutzer erklärte dies so: "Semperit wäre durch die Gruppe um Pierer in unruhiges Fahrwasser gekommen. Das mussten wir verhindern, um den Betrieb in Österreich zu halten."

Überraschend

Für den Chef der Semperit Holding, Rainer Zellner, kam dieser Deal vermutlich ebenso überraschend, wie für den Semperit-Aufsichtsrat und Chef der Wiener Städtischen Versicherung, Günter Geyer. Dieser sagt zum STANDARD: "Wir hatten nicht damit gerechnet, dass ein Aktienverkauf so schnell über die Bühne gehen würde, obwohl der Aktienkurs in den letzten Wochen ziemlich schwankte." Die Wiener Städtische ist selber zu 20 Prozent an der Semperit Holding beteiligt. Geyer will sich in den kommenden Wochen auch überlegen, ob er diesen 20-Prozent-Anteil an B&C verkaufen möchte.

Öffentliches Übernahmeangebot

Die B&C-Gruppe ist nun verpflichtet, den Aktionären der Semperit Holding ein öffentliches Übernahmeangebot zu unterbreiten, dies soll bis Juni geschehen. "Wir sind der Meinung, dass wir den Aktionären einen fairen Preis bieten, und freuen uns über alle, die auch weiterhin Aktionäre von Semperit bleiben", so Schmutzer weiter. Cross-Industrie-Chef Stephan Pierer, der den Deal einfädelte, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme zufrieden: "Man hat sich immer über die schlechte Börsenperformance der Semperit Holding beschwert. Das Angebot der Bank-Austria-Stiftung war fair und hat im Grunde genommen alle glücklich gemacht."

B&C-Chef Schmutzer will die Semperit Holding derzeit nicht weiterverkaufen, sagte er am Freitag: "Wir wollten einen kontrollierenden Einfluss bei diesem Unternehmen haben und peilen einmal eine Dividendenrendite in Höhe von bis zu sechs Prozent an." (Judith Grohmann, DER STANDARD Print-Ausgabe, 17.5.2003)