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Die Rebellen bei ihrem Kampf gegen Diktator Gaddafi aus der Luft unterstützen und dann aus der Ferne zusehen, wie die Opposition den Sieg über ihn feiert: Die Grundidee des Nato-Einsatzes wird immer mehr zur Einbahnstraße für den Westen.

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Schweres Geschütz: libyscher Rebell mit "Grad"-Mehrfachraketenwerfer

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Nicolas Sarkozy und Rebellenführer Mustafa Abdel Jalil verstehen sich bestens

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Gaddafi-Graffiti in Bengasi.

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London/Paris/Rom - Der Ruf der libyschen Rebellen nach Bodentruppen wurde vom Westen vorerst verneint. Großbritannien, Frankreich und Italien wollen angesichts der immer katastrophaleren Lage in Misrata Militärexperten entsenden, die den Aufständischen bei ihrer Koordination helfen sollen. Der französische Verteidigungsminister Gérard Longuet hatte die Identifikation von Zielen für die Luftangriffe zuvor als Problem bezeichnet. "Das Thema ist eine internationale Überlegung wert", sagte Longuet am Mittwoch zu einem möglichen Einsatz von Bodentruppen.

Libyens Außenminister Abdelati Laabidi al-Obeidi stellte Wahlen in Aussicht, wenn die Nato-Beschüsse aufhören.

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Misrata/London/Paris - Streubomben, gezielte Vergewaltigungen, ein tobender Bürgerkrieg. Die Berichte über mögliche schwere Kriegsverbrechen durch die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi mehren sich. Mehr als 10.000 Menschen sollen laut Rebellen bisher bei den Kämpfen getötet worden sein, allein in der hart umkämpften Stadt Misrata sollen es 1000 sein. Was dort geschehe, gleiche einem "Messerkampf in einer Telefonzelle" , sagte der Chef des Nato-Einsatzes in Libyen, der kanadische Generalleutnant Charles Buchard. Die Gaddafi-Schergen verschanzten sich in Schulen, Krankenhäusern und Moscheen, um von dort aus auf alles und jeden zu schießen, der sich bewegt. Die drittgrößte Stadt des Landes steht seit sieben Wochen unter Beschuss, Ärzte berichten, Gliedmaßen müssten amputiert werden, weil Medikamente fehlen. Auch Lebensmittel würden knapp.

Es zeigt sich nun, wovor Militärexperten schon lange gewarnt haben: Mit Einsätzen aus der Luft können Kämpfe in Städten kaum beeinflusst werden. Die militärisch unerfahrenen Rebellen rufen den Westen nun verzweifelt um Hilfe an und bitten um die Entsendung von Bodentruppen für Misrata. Angesichts der immer auswegloseren Lage machen Frankreich und Großbritannien Zugeständnisse in einer Light-Version - unter Verweis auf das Uno-Mandat, das einen solchen Einsatz nicht abdecke. Das westlich-arabische Militärbündnis läuft unter der UN-Resolution 1973, die zwar alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten vorsieht - eine Besetzung Libyens durch Bodentruppen jedoch ausdrücklich ausschließt.

Militärexperten für Rebellen

Großbritannien, Frankreich und Italien kündigten an, die Aufständischen zumindest mit Militärexperten unterstützen zu wollen. Bis zu 20 Berater sollen aus Großbritannien kommen, weniger als zehn aus Frankreich und etwa zehn weitere aus Italien. Sie alle sollen die gegen Gaddafi kämpfenden Rebellen trainieren, ihnen bei der Koordination und Logistik zur Seite stehen. An Kämpfen werden sich die zum Teil hochrangigen Militärexperten nicht beteiligen. Mit dieser Einschränkung sehe er den Einsatz von der Resolution gedeckt, meinte der britische Außenminister William Hague.

Der libysche Außenminister al-Obeidi warnte indes vor der Entsendung von Militärexperten nach Libyen. Dies werde seiner Einschätzung nach zu einer Ausweitung des Krieges führen. Al-Obeidi stellte jedoch in Aussicht, dass es in sechs Monaten Wahlen unter Aufsicht der Uno geben könnte, falls die Nato ihre Luftangriffe einstellt.

Danach sieht es nicht aus: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy soll dem Chef des libyschen Übergangsrates, Mustafa Mohammed al-Jalil, bei dessen Parisbesuch am Mittwoch weitere Hilfe im Kampf gegen Gaddafi zugesagt haben. (red/Reuters, AFP, juh/DER STANDARD, Printausgabe, 21.4.2011)