Wien - Der österreichische Finanzdienstleister FTC Capital hat in New York eine Klage gegen zwölf internationale Großbanken eingebracht. Der auf systematische Strategien spezialisierte Asset Manager geht mit rechtlichen Schritten gegen mutmaßliche Manipulationen von Interbank-Zinsen zwischen 2006 und 2009 vor. Rolf Majcen, Mitglied der Geschäftsführung der FTC Capital, bestätigte im Gespräch mit dem Standard die Klage und betonte, dass FTC Capital der Wahrung der Kundeninteressen verpflichtet sei. Mögliche Schädigungen müssten daher rechtlich bestritten werden. Die beklagten Banken sind Bank of America, Barclays, Citigroup, Credit Suisse, Deutsche Bank, HSBC, JPMorgan Chase, Lloyds Bank, Norinchukin Bank, Royal Bank of Scotland, UBS und West LB.

Zur Ermittlung des Interbankenzinses Libor (London Interbank Offered Rate) fragt die British Bankers Association 20 Geldinstitute, zu welchem Zins sie sich Geld leihen können. Die höchsten und niedrigsten fünf Werte werden gestrichen, der Schnitt der mittleren zehn ergibt den Libor. Regulatoren untersuchen derzeit, ob Banken bei der Libor-Festsetzung in den vergangenen Jahren getrickst haben. UBS, Bank of America, Citigroup, Barclays und JP Morgan Chase wurden bereits von Aufsichtsbehörden vorgeladen, der Standard berichtete.

Der Libor wird zur Bewertung von 350.000 Mrd. Dollar (244.422 Mrd. Euro) an Derivaten herangezogen. Von der mutmaßlichen Manipulation könnten im Falle von FTC Euro-Dollar-Kontrakte betroffen sein, die über die Chicagoer Handelsbörse (CME) gehandelt wurden. (sulu, DER STANDARD, Printausgabe, 20.4.2011)