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Bei der Heim-EM vor einem Jahr in Wien konnte sich Ludwig Paischer über den zweiten Platz freuen. Der 29-jährige Salzburger hat bei acht EM-Teilnahmen seit 2003 sieben Medaillen gesammelt. Zwei davon glänzen in Gold.

Foto: APA

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Bei der Heim-EM vor einem Jahr in Wien konnte sich Ludwig Paischer über den zweiten Platz freuen. Der 29-jährige Salzburger hat bei acht EM-Teilnahmen seit 2003 sieben Medaillen gesammelt. Zwei davon glänzen in Gold.

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Wien/Istanbul - Der Verband hat es den Athleten freigestellt, ihre Flüge in die Türkei umzubuchen. Und so begleiteten Ludwig Paischer, Sabrina Filzmoser und Andreas Mitterfellner, die derzeit erfolgreichsten österreichischen Judoka, Dienstagmittag ihre am 31. März verstorbene Teamkollegin Claudia Heill auf ihrem letzten Weg zur Ruhestätte auf dem Wiener Zentralfriedhof. Wenige Stunden später saßen sie im Flieger, schon am Donnerstag stehen alle drei bei der EM in Istanbul auf der Matte.

"Wir alle versuchen, irgendwie damit abzuschließen", sagt Cheftrainer Udo Quellmalz im Gespräch mit dem Standard. "Aber es ist nicht in einem Handbuch nachzulesen, wie man damit umgeht." Heill, die Olympia-Silberne von 2002, hatte mit vielen Athleten auch nach ihrem Karriereende vor zwei Jahren bis zuletzt Kontakt gehalten. Vor allem mit Filzmoser verband sie eine enge Freundschaft. "Sabrina teilt die meisten Erlebnisse mit Claudia. Sie haben jahrelang gemeinsam trainiert", sagt Quellmalz.

Der 44-jährige Deutsche, Olympiasieger 1996 in Atlanta und zweifacher Weltmeister, ist seit 2007 erfolgreich für den ÖJV tätig. Bei der Heim-EM im April 2010 gab es zwei Silbermedaillen durch Paischer (bis 60 kg) und Filzmoser (bis 57 kg) sowie Bronze durch Mitterfellner (bis 66 kg) zu feiern. Die schwierige Situation im insgesamt siebenköpfigen Team dämpft freilich die Erwartungen für Istanbul. "Ich halte mich im Hintergrund, werde keine Moralpredigten halten", sagt Quellmalz. Dazu kommt, dass erstmals bei Europameisterschaften pro Gewichtsklasse zwei Teilnehmer pro Nation startberechtigt sind.

Quellmalz glaubt dennoch, dass "der eine oder die andere um Medaillen mitkämpfen" kann. "Ich gehe davon aus, dass die Sportler Profis sind. Sie haben sich viel vorgenommen und werden die Situation im Team sicher nicht als Ausrede benützen." Ludwig Paischer holte seit 2003 bei acht EM-Teilnahmen sieben Medaillen und trägt neben Filzmoser, die im gleichen Zeitraum sechs Stück einstreifte, wieder den größten Erwartungsdruck. Der 29-jährige Salzburger, Olympia-Zweiter 2008 in Peking, hatte mehr als ein Jahr lang mit einer hartnäckigen Fingerverletzung zu kämpfen, diese sollte jetzt ausgeheilt sein. "Jetzt kann ich wieder voll zupacken und bin zu hundert Prozent fit", sagte er.

Paischer hat das katastrophale Erdbeben am 11. März in Japan miterlebt. Die Nummer drei der Weltrangliste musste das Trainingscamp in Tokio abbrechen und brachte sich mit dem EM-Team in Ungarn und zuletzt traditionell in Straßwalchen auf Vordermann.

Auch Filzmoser, Europameisterin von 2008 und derzeit die Nummer sieben der Welt, hat ihre Verletzung auskuriert. Ende November vergangenen Jahres hatte sie sich bei ihrem Grand-Prix-Sieg in Abu Dhabi den rechten Mittelhandknochen gebrochen. Die 30-jährige Oberösterreicherin ist nach dem Tod von Heill "noch nie vor so einer schwierigen emotionalen Situation gestanden". Filzmoser wird aber wie ihre Teamkollegen in Istanbul an den Start gehen. "Wir haben einfach gesagt, wir kämpfen und versuchen, für die Claudia eine Medaille zu holen", sagte Paischer. "Denn das ist das, was auch ihr Leben war, was sie sicher gewollt hätte. Das ist unsere Motivation."

Bei der Heim-EM vor einem Jahr in Wien konnte sich Ludwig Paischer über den zweiten Platz freuen. Der 29-jährige Salzburger hat bei acht EM-Teilnahmen seit 2003 sieben Medaillen gesammelt. Zwei davon glänzen in Gold. (DER STANDARD PRINTAUSGABE 20.4. 2011)