Mütterlichkeit und Fürsorge spielen in allen Gesellschaften dieser Erde eine zentrale Rolle. Was genau darunter zu verstehen ist, zeigt sich allerdings erst im Kontext der jeweiligen dominanten kulturellen Vorstellungen. In der Ausstellung "Beyond Re/Production. Mothering", die noch bis 25. April im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien zu sehen ist, wird versucht, fürsorglichem Verhalten seinen essentialistischen und biologistischen Untersatz zu entreissen und mittels des Begriffs des "Motherings" (der auf die feministische Sozialpsychologin Nancy Chodorow zurückgeht) als Kanon von Tätigkeiten zu verstehen. 

Es geht darum, wie Kuratorin Felicita Reuschling betont, "etwas (Anm. unsere Alltagskultur) sichtbar zu machen, indem das Vertraute fremd wird." Dementsprechend wurden auch die künstlerischen Arbeiten ausgewählt.

Für all diejenigen, die nicht die Gelegenheit hatten, die Schau zu sehen, zeigt diestandard.at in einer Ansichtssache ausgewählte Stücke dieser umsichtig zusammengestellten Ausstellung.

Kate Kretz:

Blessed Art Though, 2006

Foto: Freudenschuß

Sibylle Hofter:

Der deutsche Wickelraum, 2000

Video und Installation

Zu dieser Arbeit gehört ein Video, das die alltäglichen Tätigkeiten einer Mutter im Zeitraffer zeigt und mit den Arbeiten in einer großen Lagerhalle gegenschneidet. Im Bild die den Projektor umgebenden Kleinkinder.

Foto: Freudenschuß

Lisa Glauer, Olaf Pfeifer

Mammamil ICH-AG, seit 2003

Mixed Media Installation

"Denn Stillen ist das Beste für Ihr Kind": Die eigene Milchproduktion als unternehmerisches Selbst führen. Lisa Glauer und Olaf Pfeifer präsentieren Gebrauchsalternativen für Muttermilch, wie z.B. Malen.

Foto: Freudenschuß

Lisa Glauer, Olaf Pfeifer

Mammamil ICH-AG, seit 2003

Mixed Media Installation

Foto: Freudenschuß

Lisa Glauer, Olaf Pfeifer

Mammamil ICH-AG, seit 2003

Mixed Media Installation

Foto: Freudenschuß

Lenka Klodova:

Aus der Serie "Life with a handicap", 2002

Die Fotoserie von Lenka Klodova stellt die Vereinbarkeit von verschiedenen weiblichen Rollenerwartungen zur Disposition.

Foto: Freudenschuß

Lenka Klodova:

Victors/Siegerinnen, 2005

Foto: Freudenschuß

Tsaplya und Glyklya, Natalia Pershina, Olga Egorova:

Drei Mütter und ein Chor, 2007, Video

In dieser sehr gelungenen Arbeit stellen die Künstlerinnen junge Mütter vor das Tribunal eines vielstimmigen Chors. Das Urteil steht vorher bereits fest.

Foto: Freudenschuß

Verena Jaekel:

aus der Reihe Neue Familienporträts, 2005 - 2007

Links: Los Angeles, 7.5.2006

rechts: South Orange, 14.05.2006

Anknüpfend an die Bildtradition des bürgerlichen Familienporträt zeigt Jaekel Fotografien von gleichgeschlechtlichen Familienkonstellationen und macht soziale Verschiebungen sichtbar.

Foto: Freudenschuß

Ein großer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auch auf dem Gebiet der Care Work, also dem Zukauf von Haushalts- und Fürsorgearbeit in jenen Familien, die es sich leisten können. Care-Arbeit wird in der Regel von Migrantinnen verrichtet, die sehr oft in ihrer Heimat ebenfalls betreuungspflichtige Kinder haben.

Moira Zoitl

Exchange Square

Installation 2002 - 2009

Das Video dokumentiert die sonntäglichen Massendemonstrationen von migrantischen Hausarbeiterinnen auf Hongkongs "Exchange Square".

Foto: Freudenschuss

Migrants Rights Workers Centre Ireland (MRCI)

Blurred Boundaries

Textil (Quilt), 2004

Die Installation ist das Werk von 45 mingrantischen Hausarbeiterinnen in Dublin. Sie thematisiert, wie sich für die Frauen die Grenzen zwischen Arbeitsverhältnis und Freizeit verwischen. (freu, dieStandard.at, 22.4.2011)

"Beyond Re/Production. Mothering"
noch bis 25. April im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien
Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen.

Foto: Freudenschuss