Langsam finden die Osterfestspiele zu einer gewissen Balance. Das Getöse um die Finanzmalversationen hat sich in die Gerichtssäle verzogen; mit Stefan Herheim hat man den spannendsten Regisseur der Operngegenwart auf Salome losgelassen - und siehe da: Dem Mann blieb ein kurzes, kühles Buhbad zwar nicht erspart. Viel ausgiebiger dann aber der warme Applausregen.

Publikumswohlwollen und Geduld sind dem gebeutelten Festival also sicher. Hätte es eines Zusatzbeweises bedurft, so wurde dieser beim ersten Konzert der Berliner erbracht: Da ein Instrumentalist im Stau steckte (offizielle Begründung), konnten die Alban-Berg-Lieder nur mit erheblicher Verspätung starten. Doch kein Skandal. Nur entspannte Mienen, Publikumsplausch mit Teilen des wartenden Orchesters und Applaus, als der Abgängige doch noch auftauchte.

Wenn es den Festspielen nun hinkünftig noch gelingt, die Zahl der Opernvorstellungen zu steigern (es gibt nur zwei), und die Sängerauswahl internationales Format erlangt, werden sie der meisten lästigen Diskussionen entledigt sein.

2012 (bei Carmen) könnte das Vokalthema jedoch abermals hochkochen. Und Magdalena Kozená wird als Verführerin extra toll sein müssen, um Gerede zu vermeiden. Sie kennt ja Festspielchef und Dirigent Sir Simon Rattle gut - sie ist mit ihm verheiratet. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD - Printausgabe, 19. April 2011)