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Flotte Herren unter sich.

Foto: APA/EPA/Weda

Shanghai - Die Formel 1 atmet nach dem Ende der Vettel-Festspiele auf, der Weltmeister aber plant schon seine nächste Siegesserie. "Der Fuß darf nicht runter vom Gas", betonte Sebastian Vettel in Shanghai, nachdem er zum ersten Mal seit dem 24. Oktober 2010 (Ausfall in Südkorea) nicht als Grand-Prix-Sieger über die Ziellinie gefahren war.

Der 23-jährige Deutsche will aus der knappen Niederlage im Taktikpoker gegen Lewis Hamilton Lehren ziehen. Deshalb reist Vettel nach einem kurzen Zwischenstopp in der Wahlheimat Schweiz gleich weiter in die Red-Bull-Rennfabrik in Milton Keynes - zur Vorbereitung auf die mit dem Türkei-GP am 8. Mai beginnende Europa-Saison.

Nach dem ersten Zeichen leichter Schwäche beim Champion dürfen die Verfolger Hoffnung schöpfen. "Hamilton macht der Diktatur Vettels in der Formel 1 ein Ende", befand die spanische Zeitung "Marca" in ihrer Montagausgabe. Und der britische "Guardian" meinte erleichtert: "Das war das Rennen, das 2011 so dringend brauchte: ein toller, drunter und drüber gehender Kampf um die Zielflagge - und jemand anders als Sebastian Vettel auf der obersten Stufe des Podiums."

Vettel, dem seit Brasilien 2010 vier Siege in Serie gelungen waren, weiß jedoch, wo er ansetzen muss. "Es zeigt einfach: Wenn man nicht seine 100 Prozent bringt, dass es immer jemand anderen gibt, der einem auf der Nase rumtanzt und einem die Punkte oder den Sieg wegschnappt", meinte der Zweite von Shanghai.

China-Triumphator Hamilton sah bei allem Jubel über eines der besten Rennen seiner Karriere noch weiteren Nachholbedarf im Vergleich zu den Red-Bull-Boliden von Vettel und dessen Teamkollegen Mark Webber. "Ich denke, generell waren sie ein bisschen schneller", meinte der Brite, der im Gegensatz zu Vettel, der nur zweimal seine Reifen im Rennen gewechselt hatte, auf eine letztlich erfolgsbringende Drei-Stopp-Strategie gesetzt hatte.

Der Sieg des entfesselten Weltmeisters von 2008 freute letztlich sogar Vettels seit Monaten im internen Duell unterlegenen Rivalen ein wenig. "Es ist schade, dass McLaren gewonnen hat, aber wir können Seb auch nicht zu weit davonziehen lassen", betonte Webber. Der Australier liegt nach seiner famosen China-Aufholjagd vom 18. auf den dritten Platz in der WM-Wertung weiter auf Rang vier.

An der Spitze thront weiter Vettel nach zwei ersten und nun dem zweiten Platz. Der Champion hat nach drei von 19 derzeit geplanten Rennen 68 Punkte, Hamilton als Zweiter 47. Auf Platz drei folgt dessen Teamkollege und Shanghai-"Falschparker" Jenson Button, der beim Reifenwechsel die falsche Box ansteuerte, mit 38 Zählern. Webber hält vor dem Europa-Aufakt in knapp drei Wochen bei 37 Punkten.

Ex-Doppel-Weltmeister Fernando Alonso belegt mit schon 42 Punkten Rückstand auf Vettel nur den fünften Rang, sein Ferrari-Teamkollege Felipe Massa folgt unmittelbar dahinter mit 44 Zählern weniger als der WM-Leader. Bei der Scuderia dürfte deshalb bereits Alarmstufe Rot herrschen. "Ferrari läuft die Zeit davon: Die Roten machen Fehler und sind konfus", meinte "La Repubblica" am Montag.

"Es ist ganz klar, dass wir derzeit zu weit zurückliegen", sprach Alonso zum wiederholten Mal die aktuelle Unterlegenheit der Scuderia an. Zumal nun auch noch weiteres Ungemach aus Deutschland droht. "Die liegen jetzt vor uns, wir müssen reagieren", verwies der Spanier auf Mercedes mit dem einstigen Ferrari-Superstar Michael Schumacher und dem China-Fünften Nico Rosberg. Nur weil der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg am Ende auf Spritspar-Modus hatte schalten müssen, verpasste er einen Podestplatz. (APA/dpa)