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Grafik: Archiv

Nur wenige Tage nach der Freigabe von OpenOffice.org 3.4 Beta 1 gibt es nun auch die erste Beta der kommenden Version der Abspaltung LibreOffice. Und doch haben sich die Rahmenbedingungen nachhaltig verändert: Die Ankündigung Oracles weitgehend aus der Office-Entwicklung auszusteigen (oder wie man es im PR-Sprech lieber nennt: "Der Community zu übergeben"), lässt derzeit viele Fragen über die Zukunft beider Projekte offen.

Unabhängig

Immerhin spricht Oracle ja von der Schaffung eines unabhängigen Gremiums, das die weitere Entwicklung von OpenOffice.org tragen soll - und erfüllt so die Kernforderung jener EntwicklerInnen, die sich im vergangenen Herbst in Richtung LibreOffice verabschiedet haben. So wäre theoretisch durchaus ein Zusammengehen der beiden Projekte denkbar, unter welchen Vorzeichen, hängt dabei aber nicht zuletzt von einem Detail ab, das Oracle in seiner Stellungnahme ausspart. Nämlich der Frage, ob man sich die Namensrechte für OpenOffice.org weiter sichert, oder diese ebenfalls der Community übergibt. Denn nur in letzterem Fall könnte sich ein vom Unternehmen wahrhaft unabhängiges Projekt überhaupt entwickeln.

Offen

Zudem muss natürlich die Frage gestellt werden, was von OpenOffice.org eigentlich übrig bleibt, wenn sich Oracle praktisch zur Gänze aus der Entwicklung zurückzieht. Die externen EntwicklerInnen sind ja ohnehin schon unisono zu LibreOffice gewechselt, was man zu bieten hat, ist also kaum mehr als der Markenname. Umgekehrt hat sich LibreOffice in den letzten Monaten durchaus erfolgreich seinen eigenen Namen gemacht, und mit der "Document Foundation" eine funktionierende und Hersteller-unabhängige Entwicklungsstruktur etabliert, die man wohl kaum aufgeben will.

Abwarten

Eine offizielle Stellungnahme vom LibreOffice-Projekt gibt es derzeit noch nicht, viel etwas anderes als die Einladung an Oracle sich der "Document Foundation" anzuschließen und den Namen OpenOffice.org beizutragen, wird hier aber wohl ohnehin kaum herauskommen. Update: Mittlerweile gibt es eine offizielle Stellungnahme, die betont, dass die ehemalige OpenOffice.org-Community mit LibreOffice schon längst einen eigenen Weg gefunden hat, den man auch künftig wie geplant beschreiten will. Zudem betont man aber auch - ohne Oracle direkt zu erwähnen - dass man immer für neue Mitglieder offen sei.

Umfangreich

Zwischenzeitlich konzentriert man sich lieber ganz auf die weitere Entwicklung der Software, soll doch die kommende Major Release der Software schon in wenigen Wochen fertiggestellt werden. Die erste Beta bringt hier eine Fülle von Verbesserungen gegenüber der letzten Ausgabe der Software mit sich. Konkrete Details arbeitet das Projekt dabei noch nicht heraus, statt dessen gibt es ein ChangeLog aller seit LibreOffice 3.3.2 vorgenommenen Änderungen, das schon allein mit seinem Umfang verdeutlicht, dass LibreOffice erfolgreich eine aktive Community etabliert hat. Auf Dauer muss das Projekt trotzdem erst noch belegen, dass man ganz ohne die Code-Beiträge von Oracle auskommt - die man derzeit noch regelmäßig aus dem Code von OpenOffice.org übernimmt.

Download

LibreOffice 3.4 Beta 1 kann kostenlos in Versionen für Windows, Linux und Mac OS X heruntergeladen werden. Wie immer gilt der Hinweis, dass Testversionen nicht für den Produktiveinsatz geeignet sind. Update: in diesem Fall gilt dies besonders, aufgrund eines schwerwiegenden Bugs empfiehlt man interessierten TesterInnen auf die zweite Beta zu warten. (apo, derStandard.at, 18.04.11)