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Timo Soini, Chef der "Wahren Finnen"

Foto: REUTERS/LEHTIKUVA

Helsinki - In Finnland ist mit dem 48-jährigen Timo Soini am Sonntag ein zumindest international bisher weitgehend unbekannter Politiker ins Scheinwerferlicht getreten. Der Rechtspopulist und erklärte EU-Skeptiker wird in Finnland auch von seinen politischen Gegnern als Mann mit jovialem Witz und Gespür für das Volk respektiert und sogar geschätzt. Nicht von ungefähr kündigten schon vor der Wahl Vertreter sämtlicher Großparteien an, mit ihm über eine Koalition verhandeln zu wollen.

Er sieht sich selbst als traditionsbewusst, wertkonservativ und als Vertreter der "Kleinen Leute". In der Öffentlichkeit gibt er sich alle Mühe, umstrittene Aspekte seiner Partei herunterzuspielen. Dazu gehören Ausländer-, Minderheiten und Islamfeindlichkeit, Ablehnung der Homoehe oder der Ruf nach einem Abtreibungsverbot.

Gründervater der Partei

Soini wurde am 30. Mai 1962 in der westfinnischen Küstenstadt Rauma geboren. Politisch kommt Soini aus der vor sechzehn Jahren zerbrochenen, nationalistisch orientierten "Agrarpartei" SMP, der er schon als 17-Jähriger beitrat. Von 1992 bis 1995 war er deren letzter Parteisekretär. Anschließend war Soini einer der Gründerväter der "Wahren Finnen".

Den 1997 verstorbenen, langjährigen SMP-Chef Veikko Vennamo, ein glühender Antikommunist und Erzfeind von Finnlands Langzeit-Präsident Urho Kekkonen, nennt Soini heute noch sein politisches Vorbild. Seine Diplomarbeit als Magister der Staatswissenschaften schrieb er über die Entwicklung der SMP hin zur ersten populistischen Partei Finnlands.

Soini begründet seine kritische Einstellung zur EU mit der seiner Meinung nach zu starken Entwicklung der Union in Richtung Gemeinschaftsstaat. Er sieht darin eine ähnliche Bedrohung für die staatliche Eigenständigkeit Finnlands wie seinerzeit der finnisch-sowjetische Freundschaftsvertrag von 1948.

Aus dem gleichen Grund - eine Einschränkung der Souveränität - ist Soini auch gegen den von den finnischen Konservativen immer wieder geforderten Beitritt Finnlands zur NATO. Diesen Standpunkt Soinis teilt laut Umfragen eine seit zwei Jahrzehnten konstante Mehrheit der Finnen.

Seit 1996 ist Timo Soini mit der Ärztin Tiina Maarit Soini verheiratet. Das Ehepaar hat einen Sohn und eine Tochter im Teenage-Alter. Neben seiner Muttersprache spricht Soini, trotz seines politischen Engagements gegen das "Zwangsschwedisch" an finnischen Schulen, ausgezeichnet Schwedisch. Dank seines knapp zweijährigen Ausflugs ins EU-Parlament verfügt er mittlerweile auch über passables Englisch.

Nur Wenige im erzlutheranischen Finnland haben ein Problem mit Soinis Bekenntnis zum Katholizismus, dem er sich angeblich nach einem spirituellen Gespräch mit einer Nonne auf einer Irlandreise zugewandt hat. Zu seinen Hobbys gehören Lesen, Urlaub im Sommerhaus und vor allem Fußball. Als seine "ewige Fußball-Liebe" bezeichnet Soini den Londoner Zweitliga-Verein Millwall FC. Dessen blauweißen Schal trug er auch am Wahlabend nach seinem großen Sieg im TV stolz zur Schau. (APA)