Grafik: STANDARD
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Personalverantwortliche diskutierten am Freitag in Rust Handlungsempfehlen.

Was Umgang und Nutzung von Social Media in heimischen Unternehmen betrifft, so scheint viel durcheinanderzugehen, ergibt die aktuelle Studie "Social Media in österreichischen Unternehmen", die Christian Scholz, Personalprofessor an der Uni des Saarlandes gemeinsam mit dem Institut für Management an dieser Uni durchgeführt hat: Jeder tut zumindest irgendwas, meist ohne Basis interner Regeln und meist ohne klare Nutzenüberprüfung.

Die Erwartungen an die elektronischen Kontakträume sind insgesamt hoch – vor allem für verbessertes Unternehmensimage steht Social Media als Hoffnungsträger. Allerdings: Nur 38 Prozent verbuchten Erfolge in puncto Unternehmensdarstellung, 70 Prozent erreichten ihr Ziel einer Steigerung des Commitments nicht. Social Media ist für Christian Scholz demnach auch eher "Zufall" in den heimischen Firmen, vorausschauende Planung und klare Vorgaben im Sinne interner Regeln fehlten überwiegend. Scholz: "Wie sollen denn Erfolge gefeiert werden, wenn niemand genau weiß, wie er sich verhalten soll, wo Grenzen sind und welche Ziele verfolgt werden?"

Angst vor Mitarbeitern

Dass es da an der notwendigen Denkhaltung hapert, zeigen auch die Befürchtungen der befragten Personalverantwortlichen und Führungskräfte: Neben dem Datenschutz wird vermehrt ein Missbrauch dieser Technologien durch Mitarbeiter befürchtet. Vertrauen scheint unter den Respondenten nicht zum Menschenbild in den Firmen zu gehören.

"Es geht bisher um Internet und um Technik", so Scholz, "eine neue Denkhaltung konnte bisher noch nicht verankert werden." Ansonsten sei effektiver Einsatz zum Unternehmensnutzen auch nicht möglich, so der Professor, es reiche nicht, es einfach nur zu tun. Kritik bietet sich auch in der Interpretation der Einführungsstrategien an: Es gibt kaum welche. "Schleichender Morgennebel", formuliert Scholz zur Nichtstrategie der Einführung von Social Media in heimischen Unternehmen.

Aber: Wer ist eigentlich zuständig? Überwiegend sehen die Befragten die Human-Resources-Abteilungen als Initiatoren und auch als Gestalter, allerdings – die Geldmittel dafür sollten aus dem Marketingbudget kommen, was sie derzeit auch überwiegend tun.

Wer Nutzer der wunderbaren neuen Social-Media-Verwendung ist, bleibt bis jetzt auch nebulos: ein bisschen das Gesamtunternehmen, ein bisschen das Marketing, ein bisschen die Human Resources – auf 100 Prozent kommen die Antworten allerdings in der Nutzungs-Tortengrafik nicht.

Klarheit und Strategie

Resultierende Handlungsempfehlungen am vergangenen Freitag beim 8. Jahresforum für die Personalwirtschaft (PoP) in Rust: sich über Potenziale, Chancen und Risken sowie über Gefahren bewusst werden. Im nächsten Schritt sollte eine klare Strategie, sollten Nutzungsregeln und Nutzungsempfehlungen formuliert werden. Denn, so Scholz: Erst wenn im Unternehmen ein einheitliches Verständnis über Sinn, Zweck und den richtigen Umgang mit Social Media herrscht, kann an einer Zielerreichung effizient gearbeitet werden. (Karin Bauer/DER STANDARD; Printausgabe, 15./16.4.2011)