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London - Neuer Rückschlag im Kampf Irlands gegen die Krise: Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des Landes um zwei Noten gesenkt. Die Note werde von bisher "Baa1" auf "Baa3" reduziert, teilte Moody's am Freitag in London mit. Das bedeutet eine Stufe vor Ramschniveau. Der Ausblick für die Kreditwürdigkeit bleibe negativ. Es drohen also weitere Herabstufungen für das durch eine Bankenkrise stark belastete Land.

Die Finanzkraft Irlands könne weiter sinken, falls das Wirtschaftswachstum schwächer ausfalle als erwartet, begründete Moody's die Herabstufung. Ein weiterer Grund für die Herabstufung sei der europäische Rettungsmechanismus (ESM), der ab 2013 gelten soll. Beim ESM wird eine Beteiligung privater Gläubiger an den Kosten nicht mehr ausgeschlossen.

Wachstum prognostiziert

Die irische Zentralbank hatte Tags zuvor ein erstes Licht am Ende des Tunnels ausgemacht. Die Wirtschaftsleistung soll 2011 nach drei Jahren im Minus erstmals wieder wachsen - um 0,9 Prozent. Für 2012 wurde ein Wachstum von 2,2 Prozent prognostiziert. Allerdings werde die Arbeitslosigkeit mit über 14 Prozent hoch bleiben. Auch der verringerte Verlust der Bank of Ireland von netto 609 Mio. Euro (Vorjahr: 1,47 Mrd. Euro) gilt als Hoffnungsschimmer.

Am Mittag wollten Vertreter von Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfonds (IWF) und EU eine erste Bilanz der Auswirkungen des Rettungspakets ziehen. Irische Medien erwarten eher positive Aussagen zu der Frage, ob sich Irland den Vorgaben unterworfen hat. Erwartet wird auch, dass es zu leichten Lockerungen bei den Auflagen, etwa in der Frage der Kürzung des Mindestlohnes, kommen könnte.

In der vergangenen Woche hatten die Stresstests der irischen Zentralbank für vier Geschäftsbanken ergeben, dass zu deren Rekapitalisierung weitere 24 Mrd. Euro notwendig sind. Das Geld ist allerdings bereits in dem 85 Mrd. Euro umfassenden Rettungspaket von EU und IWF vorgesehen. Finanzminister Michael Noonan hatte eine Verkleinerung des Bankensektors angekündigt, der künftig nur noch aus zwei Säulen bestehen soll. 

Überraschender Schritt

Die Herabstufung, die mit der wachsenden Schuldenlast und dem schwachen Wirtschaftswachstum begründet wurde, kam überraschend. Die Ratingagentur Fitch hatte erst am Donnerstag den Ausblick angehoben, so dass kurzfristig keine Absenkung der Bonitätsnote drohe. Fitch und die dritte große Agentur Standard & Poor's bewerten die Bonität Irlands um zwei Stufen besser als Moody's. "Die Schuldendynamik ist derzeit nicht günstig, und das dürfte unserer Einschätzung nach erst mal so bleiben", sagte Moody's-Analyst Dietmar Hornung zu Reuters. "Es gibt Herausforderungen, weshalb wir uns heute für einen Ratingschritt entschieden haben."

Moody's befürchtet, dass Irland weitere Sparmaßnahmen einleiten muss. Die Staatsfinanzen könnten auch durch Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank unter Druck geraten, durch die sich die Refinanzierung verteuern dürfte. Langfristig habe Irland aber bessere Wachstumsaussichten als viele andere Industriestaaten. An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit einer Umschuldung Irlands - bei der Gläubiger auf Forderungen sitzen bleiben - inzwischen mit 40 Prozent bewertet.

Der Euro geriet nach der Herabstufung unter Druck. Gleichzeitig erhöhte sich der Renditeaufschlag für irische Staatsanleihen mit fünfjähriger Laufzeit im Vergleich zur deutschen Bundesanleihe auf 7,24 Prozent. (APA)