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Ex-General Ante Gotovina (li.), der in Kroatien von vielen noch als Kriegsheld gesehen wird, mit Ex-General Ivan Cermak (re.), der freigesprochen wurde, am Freitag in Den Haag.

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In Kroatien ist das Gotovina-Urteil Tagesthema

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Zagreb / Den Haag - Menschen beginnen zu weinen, nicht nur Veteranen, sondern auch Jugendliche. Kroatische Flaggen und durchgestrichene EU-Banner werden in die Luft gehalten. "Nein zur EU", steht darauf. Die Leute auf dem Jelaèiæ-Platz in Zagreb reagieren am Freitag mit Wut und Unverständnis, als das Haager Kriegsverbrechertribunal das Urteil gegen den kroatischen Ex-General Ante Gotovina verkündet. Die Haager Richter haben Gotovina zu 24 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil widerspricht jener Interpretation der Geschichte, an die die meisten Kroaten glauben, nämlich dass die Operation "Sturm" im Jahr 1995 in der Krajina ein "gerechter Krieg" gegen die Serben gewesen sei.

Der Strafgerichtshof für Ex-Jugoslawien sah es aber als erwiesen an, dass Gotovina maßgeblich für ungesetzliche Angriffe sowie Morde, Vertreibungen und Plünderungen in der seinerzeit mehrheitlich von Serben bewohnten Krajina verantwortlich ist. Der Ex-General wurde in acht von neun Anklagepunkten der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und des Verstoßes gegen das Kriegsrecht für schuldig befunden: Verfolgung, Deportation, Plünderung, Zerstörung, Mord in zwei Anklagepunkten, unmenschliche Taten und grausame Behandlung. Die Staatsanwaltschaft hatte 27 Jahre Haft gefordert.

Der ebenfalls wegen der Operation "Sturm" angeklagte Ex-General Mladen Markaè erhielt eine Gefängnisstrafe von 18 Jahren. Bei der Operation "Sturm" waren mehr als 300 serbische Zivilisten ermordet und mehr als 90.000 gewaltsam vertrieben worden.

Gotovina und Markaè wurden wegen Verabredung zu einem gemeinsamen verbrecherischen Unternehmen verurteilt, dessen Ziel es war, "die serbische Bevölkerung aus der kroatischen Krajina zu vertreiben". Richter Orie befand allerdings, dass der verstorbene kroatische Präsident Franjo Tudjman als oberster politischer und militärischer Führer die Schlüsselfigur dieses Unternehmens gewesen sei.

Premierministerin Jadranka Kosor berief die Regierung ein. Die Aktion "Sturm" sei eine legitime militärische Aktion gewesen, sagte sie. Sogar der moderate Präsident Ivo Josipoviæ zeigte sich "schockiert". Die These eines gemeinsamen kriminellen Unternehmens sei nicht akzeptabel. "Wir stellen die Legitimität und die Legalität des Heimatkrieges und der Aktion Oluja nicht infrage", so Josipoviæ. "Die Republik Kroatien ehrt und wird ihre Helden ehren." (awö, APA, STANDARD-Printausgabe, 16./17.04.2011)