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Am Sonntag wird zum 28. Mal der Vienna City Marathon gegeben. Nennungen für die volle Distanz von 42,195 Kilometern werden noch bis Samstag angenommen.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wien - "Im Jahr 2000 bin ich im Stadion zum letzten Mal gegen ihn gelaufen. Ich kann mich erinnern, dass er die 10.000 Meter gewonnen hat. Ich bin Vierter geworden." Naturgemäß wird jeder, der zur Elite des Wiener Marathons zählt, zu Haile Gebrselassie befragt, zum berühmtesten Dauerläufer der Gegenwart. Also auch Patrick Ivuti, der 32-jährige Profi aus Kenia, der an diesem kühlen, verregneten und windigen Donnerstag mit seinem Landsmann Paul Kirui (31) an der Alten Donau ein bisschen trainiert hat.

Bei den Olympischen Spielen in Sydney holte Gebrselassie, der die 10.000 Meter schon 1996 in Atlanta gewonnen hatte, Gold mit neun Hundertstel Vorsprung auf den Kenianer Paul Tergat. Auf der längsten Bahn-Distanz ging es damals übrigens knapper her als auf der kürzesten. Über 100 Meter siegte der US-Amerikaner Maurice Greene mit 12 Hundertstel Vorsprung auf Ato Boldon aus Trinidad und Tobago.

Der Apfel und die Birnen

Abgesehen davon werden Kirui, Ivuti und ihre schnellen Kollegen vermutlich überholt werden von Gebrselassie. Aber das ist ihnen vollkommen egal. Zwar findet der 28. Vienna City Marathon unter dem Motto "Catch me if you can" statt, doch hier überholt dann quasi der Apfel die Birnen. "Er kann uns fangen oder auch nicht", sagt Ivuti, "er läuft dann gleich ins Ziel, aber wir laufen weiter. Ich werde mich davon sicher nicht beeinflussen lassen." Schließlich legen sie die Arbeit, die auf der Wagramer Straße beginnt, auf 42,195 Kilometer und etwas mehr als zwei Stunden an.

Gebrselassie, der zwei Minuten nach ihnen wegläuft, ist nach 21,0975 Kilometern und rund einer Stunde im Halbmarathon-Ziel, ebenfalls auf dem Heldenplatz. Der Äthiopier wird am Freitag in Wien erwartet. Am Montag feiert er seinen 38. Geburtstag.

2004 in Neu-Delhi wurde Paul Kirui Weltmeister im Halbmarathon. Nämliches schaffte Gebrselassie 2001 in Bristol, es war einer von neun WM-Titeln von 1500 Metern aufwärts. Im Halbmarathon stellte er 2006 auch einen von insgesamt 27 Weltrekorden auf (58:55 Minuten). Seit März des Vorjahres gehört die Bestzeit (58:23) Zersenay Tadese aus Eritrea. Der Marathon-Weltrekord (2:03:59 Stunden) gehört immer noch Gebrselassie, er schuf ihn im September 2008 in Berlin.

Die Bestzeit in Wien lautet seit 2008 auf 2:07:38. Aufgestellt wurde sie vom Kenianer Abel Kirui, der ein Jahr später in Berlin Weltmeister werden sollte.

Das stärkste Feld

Bis Sonntag sollte sich das Wetter bessern. 16 Grad, wolkenloser Himmel und mäßiger Wind sind angesagt. Bedingungen, bei denen ein neuer Rekord möglich scheint. "Wie haben das stärkste Feld bisher", sagt Mark Milde, der seit zehn Jahren den Rennleiter macht und für die Zusammenstellung der Elite verantwortlich ist. Sechs sind in ihrer Karriere schon unter 2:08 Stunden geblieben. Paul Kirui führte den Marathon schon einmal binnen 2:06:44 einer Erledigung zu, aber das ist schon fünf Jahre aus. Vier Tempomacher wurden für die Spitzenläufer engagiert, sie werden spätestens bei Kilometer 30 aussteigen. Gebrselassie wird allein laufen.

Bei den Damen sollte der Rekord (2:23:47), den die Italienerin Maura Viceconte 2000 fixierte, jedenfalls halten. Schnellste im heurigen Feld ist die Äthiopierin Genet Getaneh (2:26:37).

Insgesamt etwas mehr als 32.000 Menschen und damit so viele wie noch nie werden am Sonntag durch Wien laufen. Der Halbmarathon (11.500) ist längst ausgebucht, die Staffeln (10.440) auch. Plätze gibt es noch für Kinder und Jugendliche (1 oder 4,2 km). Und für den ganzen Marathon (7700 Meldungen). Wen es juckt, der kann sich bis Samstag, 18 Uhr, in der Messehalle D (Vienna Sports World) anmelden. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 15. April 2011)