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Die Inflationsrate könnte auf ein 32 Monats-Hoch steigen.

Peking - China droht trotz seiner straffen Geldpolitik ein neuer Inflationsschub: Die Jahresteuerung stieg im März nach Medienberichten auf bis zu 5,4 Prozent. Das wäre der höchste Stand seit 32 Monaten. Die amtlichen Zahlen will die Regierung am Freitag bekanntgeben. Experten rechneten zuletzt im Schnitt mit 5,2 Prozent. Um die Teuerung im Zaum zu halten, hat die Zentralbank seit Oktober bereits viermal die Zinsen erhöht.

Die Währungshüter haben jedoch noch mehr Mittel im Kampf gegen die Inflation in petto, wie das amtliche "China Securities Journal" berichtet. Demnach wird die Zentralbank wahrscheinlich versuchen, die Kreditvergabe der Finanzinstitute durch eine weitere Verschärfung der Mindestreserveanforderungen zu zügeln. Sie hat diese wichtige Stellschraube dieses Jahr bereits dreimal angezogen - zuletzt Mitte März. Die Banken müssen seither 20 Prozent ihrer Spareinlagen bei der Notenbank parken. Durch den Schritt entzieht die PBOC den Banken Geld zur Kreditvergabe und wirkt damit der Überhitzung der boomenden Wirtschaft entgegen.

Die schärferen Mindestreserveanforderungen haben bereits Wirkung gezeigt, wie Experten meinen. Ökonomin Liu Hongke von CCB International Securities in Peking verweist darauf, dass die Neukredite im ersten Quartal mit einer Gesamtsumme von 2,24 Bio. Yuan (238 Mrd. Euro) wie geplant rund 30 Prozent des von der Zentralbank angepeilten Jahresvolumens erreicht haben. Diese "Punktlandung" zeige, dass die Zentralbank gute Arbeit leiste. Dennoch müsse sie bald nachlegen, um die Überschussliquidität aus dem Finanzsystem abzuschöpfen.

Ausländisches Kapital

China zieht wegen der Zinsdifferenz zu führenden Industrieländern verstärkt ausländisches Kapital an, womit die Zentralbank vor zusätzliche Probleme gestellt wird, wie das "China Securities Journal" schrieb. Bei flexiblen Wechselkursen würde der Yuan deutlich an Wert gewinnen. Weil die chinesische Währung nach dem Willen der Regierung aber nur langsam zulegen darf, muss die Notenbank ständig Devisen am Weltmarkt zukaufen, um so eine rasche Aufwertung zu verhindern. Die Währungsreserven des Landes haben Ende März mit drei Bio. Dollar (2.070 Mrd. Euro) einen neuen Rekordstand erreicht.

Die anziehende Inflation bereitet der kommunistischen Führung in Peking zunehmend Kopfzerbrechen: Sie befürchtet soziale Unruhen, wenn die Lebenshaltungskosten aus dem Ruder laufen. Im Februar lag die Teuerung mit 4,9 Prozent auf dem Niveau vom Jänner. Nun dürfte die Inflation jedoch weiter anziehen, weil viele Nahrungsmittel zuletzt mehr kosteten. Die Regierung strebt dieses Jahr eine Inflation von vier Prozent an.

Auch die steigenden Preise am Wohnimmobilienmarkt gelten als Warnsignal für eine Überhitzung. Die Ratingagentur Moody's stufte den Ausblick für den Immobiliensektor nun auf negativ von stabil herunter. Die Bonitätswächter erwarten, dass sich die Kreditbedingungen für Projektentwickler in den kommenden eineinhalb Jahren verschlechtern werden. Jüngst hatte Ministerpräsident Wen Jiabao darüber geklagt, dass die Häuserpreise in einigen Ballungsgebieten noch immer zu stark anziehen. Zugleich versicherte er, mit härteren staatlichen Maßnahmen gegen Spekulanten vorzugehen zu wollen. (APA/Reuters)