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Roman Weger fragt sich immer öfter, wie lange er sich den Marathon noch antun will.

Foto: REUTERS/Helmut Graf

Wien - Auch die schönste, vor allem auf Breite angelegte Veranstaltung braucht für die Werbung große Namen. Der Vienna City Marathon (VCM) ist heuer mit dem größten Namen der Szene gesegnet, auch wenn sich der kleine Äthiopier Haile Gebrselassie, der Freitagfrüh anreist, nur die halbe Strecke gibt und auf ihr jedenfalls der Favorit ist.

Die klassischen 42,195 Kilometer wird vermutlich ein nur Eingeweihten bekannter Afrikaner als Erster beenden. Als letzter Europäer triumphierte vor zehn Jahren der Portugiese Luís Novo in Wien. Männliche Heimsiege gab es von 1985 bis 1987, quasi in der Urzeit des VCM, als dem Tiroler Gerhard Hartmann der Hattrick gelang. Bei den Damen gewannen Carina Weber-Leutner (1987) und Andrea Mayer (2009 in Rekordzeit).

Der Titel "bester Österreicher" ist zwar nicht rasend spektakulär, aber doch begehrt. Heuer wird er in Abwesenheit von Rekordler Günther Weidlinger, der am 8. Mai in Düsseldorf das Olympia-Limit für London (2: 14 Stunden) laufen will, wohl an Roman Weger gehen, standesgemäß quasi, ist doch der Routinier aus Kärnten regierender Staatsmeister.

Den Titel holte sich der mittlerweile 36-Jährige im Vorjahr in Graz - zum vierten Mal nach 2001, 2004 und 2006. Bester Österreicher des Marathons in Wien war der Athlet des LC Villach schon zweimal. 2006 reichte ihm eine Zeit von 2:16:23 Stunden zu Rang zehn. Seine 2005 in Padua gelaufene persönliche Bestzeit liegt nur fünf Sekunden darunter. An sie verschwendet Weger für Sonntag aber keinen Gedanken: "Man darf Fantasien nicht nachlaufen. Ich frage mich selbst immer öfter, wie lange ich mir den Marathon auf diesem Niveau noch antun will. Außerdem war ich zu Jahresbeginn drei Wochen krank. Mein Ziel ist eine Zeit unter 2:20 Stunden. Damit ist man in jedem Fall bester Österreicher."

Die glücklichen Wenigen

Tatsächlich ist die Gruppe der Österreicher, die in diesen Dimensionen zu laufen vermag, sehr klein. "Das sind derzeit sechs, sieben Leute", sagt Weger, der dennoch einen Zulauf Richtung Spitze beobachtet. "Marathonlaufen ist salonfähig geworden, es zieht vermehrt gute Leute von der Bahn auf die Straße, auch weil die Verdienstchancen besser sind. " Die einstigen Hindernisläufer Weidlinger und Martin Pröll, der am vergangenen Sonntag in Linz sein Marathon-Debüt (2:20:14) gab, sind zwei Beispiele.

Weger zog seinen beruflichen Werdegang einer professionellen Läuferkarriere vor, er arbeitet als Techniker in einem Feldkircher Planungsbüro. Laufend ergab sich für ihn nur selten ein finanzielles Plus am Jahresende. "Ich bin froh, wenn die Ausgaben gedeckt sind. Trainingslager sind für mich immer auch gleichzeitig Urlaube." In Wien ist Weger heuer quasi gegen Kost und Logis am Start. "Wenn ich eine gute Zeit erziele, wird man sich erkenntlich zeigen, die Veranstalter waren immer fair."

Ohnehin hat der Wiener Marathon heuer einen ganz besonderen Reiz für Weger. Er verehrt nämlich Haile Gebrselassie. "Mit ihm am Start zu stehen ist etwas ganz Besonderes, auch wenn ich ihn nur ein paar hundert Meter lang und von hinten sehen werde". Vielleicht geht sich aber davor ein Autogramm aus. (Sigi Lützo, DER STANDARD Printausgabe 14.04.2011)