Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Polizist im Sicherheitsanzug sucht in Minami Soma nach weiteren Erdbebenopfern. Die Stadt liegt innerhalb der 20-Kilometer-Evakuierungszone nahe dem AKW Fukushima Daiichi

Foto: dapd/Hiro Komae

Tokio - Die Evakuierungszone rund um den Unglücksreaktor Fukushima könnte aus Sicht des japanischen Ministerpräsidenten Naoto Kan für die nächsten 20 Jahre unbewohnbar bleiben. Kenichi Matsumoto, Sonderberater der Regierung, sagte dies nach Informationen der Nachrichtenagentur Jiji Press am Mittwoch in Tokio.

Deutsche Gartenstädte als Vorbild

Matsumoto habe Kan daraufhin vorgeschlagen, eine "umweltfreundliche Stadt" für bis zu 100.000 Evakuierte im Inland der Präfektur Fukushima im Nordosten Japans zu bauen. Als Vorbild für den Neubau sollen die deutschen Gartenstädte dienen, sagte Matsumoto.

Gartenstädte wurden in Deutschland erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Ziel war es, die Lebensbedingungen der Menschen durch weiträumige und niedrige Bauweisen zu verbessern sowie Mieterhöhungen zu vermeiden.

Strenge Bedingungen für Opfer

Für eine Aufnahme in den Notunterkünften für Tsunami-Opfer in Japan herrschen nun strengere Bedingungen: Bewohner aus der Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima neuerdings nachweisen, dass sie nicht radioaktiv verstrahlt sind. Können sie die amtliche Bescheinigung nicht vorlegen, werden sie abgewiesen.

Achtjähriges Mädchen in Spital abgewiesen

Die Angst vor einer "radioaktiven Ansteckung" geht inzwischen so weit, dass ein Krankenhaus in Fukushima die Behandlung eines achtjährigen Mädchens aus Minamisoma verweigerte, nur weil es keinen Unbedenklichkeits-Schein hatte. "Das war ein Schock", sagte ihr Vater Takayuki Okamura der Zeitung "Mainichi": "Als hätten wir mit unserem neuen Leben als Evakuierte nicht schon genug Sorgen". Die Kleine hatte demnach bereits einen Termin für die Haut-Behandlung.

Ausgestellt werden die Bescheinigungen von den Behörden der Präfektur Fukushima. Ziel der Initiative sei es eigentlich gewesen, den Menschen in den Auffangzentren die Panik vor ihren Schicksalsgenossen aus der Evakuierungszone um Fukushima zu nehmen, sagte ein Vertreter der Gesundheitsdienste, Kosuke Yamagishi. Er betonte, außer den Kraftwerksarbeitern sei niemand aus den Evakuierungszonen gefährlich für seine Mitmenschen - "die Leute übertreiben".

Ein Mitarbeiter in einem Zentrum der Stadt Fukushima zeigte sich dagegen unnachgiebig: "Alle Bewohner aus der Evakuierungszone müssen das Zertifikat vorlegen. Haben sie es nicht, müssen sie sich hier testen lassen, sonst kommen sie nicht rein. Wir wollen, dass sich die anderen Bewohner sicher fühlen." (APA)