Bild nicht mehr verfügbar.

Die Diskussion um die Öffi-Tarifreform hat richtig Fahrt aufgenommen - Einzel- oder Kurzzeitfahrscheine könnten teurer werden.

APA-FOTO: Christoph H. Brenei/ Wiener Linien

Die gestern kolportierte Erhöhung der Ticketpreise für die Wiener Linien um 13 Prozent - siehe Bericht - sorgt für Spannungen in der rot-grünen Stadtregierung. "Die SPÖ will signifikante Erhöhungen, ohne Grüne hätte es diese auch schon längst gegeben", erklärt Christoph Chorherr, Verkehrssprecher der Grünen, auf derStandard.at-Anfrage. "Wir wollen aber weiterhin eine Senkung und ein sozial gestaffeltes Tarifsystem."

Dass bereits bis zum Sommer die Tarife erhöht werden sollen, weist Chorherr strikt zurück: "Das wird es mit uns nicht geben. Die Politik der SPÖ aber scheint zu sein, Druck auszuüben, indem sie  Betriebsratsleute mit diesen Forderungen vorschicken." Im Büro von SP-Finanzstadträtin Renate Brauner, die auch für die Wiener Linien zuständig ist, wollte man die Sache nicht kommentieren. Eine Brauner-Sprecherin verwies auf noch laufende Verhandlungen. Die mit Ausarbeitung der künftigen Ticketstruktur betraute Arbeitsgruppe soll - so sieht es der ursprüngliche Zeitplan vor - ihre Ergebnisse bis Ende Juni vorlegen.

Aussendung der SPÖ folgte

Kurz nach Mittag reagierte die SPÖ mit einer Aussendung zur "aufgebauschten Debatte rund um die Tarife der Wiener Linien". Darin hält SP-Verkehrssprecher Karlheinz Hora fest: "Seit einigen Wochen tagt die Arbeitsgruppe zur Tarifreform der Wiener Linien, so wie im Koalitionsabkommen vereinbart. Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es noch kein konkretes Ergebnis, da sämtliche inhaltlichen Punkte, wie Tarifanpassungen oder soziale Staffelungen, noch Gegenstand der laufenden Verhandlungen sind." Desweiteren verwies Hora darauf, dass die Tarife "im internationalen Vergleich schon jetzt sehr sozial gestaltet" seien.

Teilweise Erhöhungen werden verhandelt

Wie die APA berichtet, werde aber bei einzelnen Ticketsegmenten bereits um eine Erhöhung verhandelt. Einzel- oder Kurzzeitfahrscheine könnten somit tatsächlich teurer werden, billigere Tarife solle es dafür für Langzeitkarten und bestimmte Nutzergruppen geben - Stichwort: soziale Staffelung. Die Reform wollen die Grünen jedoch an die Bedingung knüpfen, dass der Koalitionspartner SPÖ die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung garantiert.

Dass zusätzliches Geld - nicht zuletzt infolge der Tarifreform - nötig ist, bestreiten die Grünen nicht. Sie wollen finanzielle Mittel allerdings nicht durch generell höhere Kartenpreise lukrieren, sondern über den Umweg des Autoverkehrs hereinbringen. Konkret verlangen die Grünen von der SPÖ die Zusicherung, dass die Parkraumbewirtschaftung ausgebaut wird. Sprich: Die Tarifreform soll mit der Ausweitung des Parkpickerls junktimiert werden. Diese zusätzlichen Einnahmen sollen dann in den Öffi-Verkehr fließen.

100 Euro Jahreskarte

Zur Forderung der Grünen während des Wahlkampfs 2010, eine Jahreskarte zum Preis von 100 Euro anzubieten, meint Chorherr auf derStandard.at-Anfrage: "Diese Vorstellungen hatten wir im Wahlkampf. Aber wie immer bei solchen Verhandlungen geht man mit einer Forderung hinein und kommt mit einem Kompromiss heraus." (mob, APA, derStandard.at, 13.4.2011)