Damaskus/Istanbul - Die syrische Armee hat am Dienstag weiterhin die Küstenstadt Banias belagert. Augenzeugen berichteten, es habe Razzien und Festnahmen in der benachbarten Ortschaft Baida gegeben. Mindestens zwei Menschen seien bei Schüssen auf das Dorf verletzt worden. Nach Angaben eines Menschenrechtsaktivisten war das Ziel der Sicherheitskräfte "wahrscheinlich die Festnahme von Anas el-Shuhri", einem der Anführer der Protestbewegung gegen das autoritäre Baath-Regime von Präsident Bashar Assad.

Shuhri sagte der Nachrichtenagentur AFP am Telefon, die Armee belagere weiterhin Banias. Es fehle an Brot, die Elektrizität sei unterbrochen und vielfach auch die Telefonverbindungen. Ein weiterer Augenzeuge in der Hafenstadt am Mittelmeer sagte, die Armee habe am Sonntag mehrere Soldaten getötet, die sich geweigert hätten, die Stadt anzugreifen. Die Behörden hatten für den Tod der Soldaten "bewaffnete Gruppen" verantwortlich gemacht.

Agentur: Neun Soldaten getötet

Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur SANA waren neun Soldaten in einem Militärfahrzeug auf einer Straße in Banias in einen Hinterhalt geraten und getötet worden. Am Sonntag hatten nach Angaben von Oppositionsaktivisten Sicherheitskräfte aus einem alawitischen Viertel das Feuer auf eine sunnitische Moschee eröffnet, die zuvor Schauplatz von Protesten gewesen war. Dabei seien mindestens vier Menschen getötet worden.

Am Montag fuhren dann Panzer vor der Stadt auf. Shuhri berichtete, die Stadt sei eingekesselt worden und im Viertel El Kos seien Soldaten aufmarschiert. Er warf der Regierung vor, einen religiösen Konflikt zwischen Sunniten und Alawiten provozieren zu wollen. Assad und die Führungsspitze gehören der religiösen Minderheit der Alawiten an, während die Mehrheit der Syrer sunnitischer Konfession sind.

Seit Beginn der Unruhen in Syrien sind nach einer Schätzung des Menschenrechtsanwalts Haitham al-Maleh schon mehr als 250 Menschen getötet worden. Der syrische Anwalt sagte am Dienstag, die Zahl der Verletzten liege bei mehr als tausend. Maleh ist Mitbegründer der ersten syrischen Menschenrechtsorganisation. Er saß zuletzt als politischer Gefangener eineinhalb Jahre in Haft und war erst vor fünf Wochen auf freiem Fuß gesetzt worden. (APA/AFP)