Mit wem es die internationale Gemeinschaft in Côte d'Ivoire wirklich zu tun hat, wird sich bereits in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Ist der neue Präsident Alassane Ouattara der Demokrat, der das zerrissene Land einen kann, wie angekündigt? Und ist er stark genug - oder droht dem Land ein neuer Konflikt?

Ouattara muss jetzt besonders in zwei Punkten seine Qualitäten als Landesführer beweisen. Zum einen im Umgang mit seinen Gegnern. Das heißt nicht nur sicherzustellen, dass sein Rivale Laurent Gbagbo wirklich einen fairen Prozess erhält, sei es vor einem nationalen oder einem internationalen Gericht. Sondern es bedeutet auch und vor allem, die eigenen Anhänger davon abzuhalten, sich an Gbagbos Leuten zu rächen und Lynchjustiz zu üben.

Zum anderen müssen die Verbrechen aufgeklärt und geahndet werden, die während der Kämpfe verübt worden sind. Hier muss Ouattara auch in den eigenen Reihen aufräumen. Seine Anhänger werden verdächtigt, für entsetzliche Massaker an Zivilisten verantwortlich zu sein.

Die ersten Ankündigungen des neuen Präsidenten sind vielversprechend. Jetzt muss er den Worten Taten folgen lassen. Gelingt das, könnte Côte d'Ivoire trotz dieses blutigen Kapitels zu einem afrikanischen Positivbeispiel werden, das auch signalisiert: Ein Wahlergebnis ist nicht verhandelbar. Gelingt es nicht, ist das Kapitel des Bürgerkriegs noch lange nicht abgeschlossen. (Julia Raabe /DER STANDARD, Printausgabe, 13.4.2011)