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Schaumburg-Lippe mit Nina "Bambi" Bruckner am Opernball.

Foto: APA/Jaeger

Wien/Innsbruck - Scharfe Kritik übt der Plagiatsexperte Stefan Weber an der Universität Innsbruck im Zusammenhang mit der Dissertation von Mario-Max Schaumburg-Lippe. Die Uni hatte im vergangenen Dezember ein Verfahren wegen Plagiatsverdacht eingestellt. Nach einer neuerlichen Überprüfung der Doktorarbeit wirft der Medienwissenschafter nun der Uni vor, "gegen ihre Verpflichtung zur Überprüfung bei auftauchendem Plagiatsverdacht zu verstoßen oder nicht in der Lage dazu zu sein".

"Sehr gut" für Rechtwissenschaftliche Dissertation

Ausgangspunkt des Verfahrens gegen Schaumburg-Lippe, dessen rechtswissenschaftliche Dissertation an der Uni Innsbruck 2003 mit "sehr gut" beurteilt wurde, war ein Gutachten Webers über die Buchfassung der Doktorarbeit. Webers Urteil damals: Plagiatsstellen würden sich "von der allerersten bis zur allerletzten Zeile Fließtext" ziehen. Schaumburg-Lippe wies den Verdacht als "unhaltbar" zurück und sprach von einer "Rufmord-Kampagne".

Gutachten: Widerruf des Akademischer Grades nicht möglich

Die Uni kam nach einer "gutachterlichen Stellungnahme eines externen ausländischen Experten" zu einer anderen Auffassung: "Eine unzulässige Übernahme fremder Textstellen in die Dissertation konnte nicht in dem Ausmaß festgestellt werden, dass die Voraussetzung für ... den Widerruf des akademischen Grades erfüllt wären", hieß es seitens der Uni, die das Verfahren einstellte.

"Österreichischer Fall Guttenberg"

Weber bezeichnet nun in einer Aussendung die Dissertation als "das dreisteste und ordinärste Plagiat, das mir seit Beginn meiner Tätigkeit 2005 untergekommen ist" und sprach von einem "österreichischen Fall Guttenberg". Er fragt sich, "was die Universität Innsbruck geprüft hat, denn mein Gutachten beweist, dass Dutzende neue Plagiatsfragmente gefunden wurden". Konkret will Weber auf mehr als 60 Prozent der Seiten Plagiate gefunden haben.

"Hochschulrechtliche und urheberrechtliche Fragen, aber auch Fragen eines möglichen Amtsmissbrauchs stehen nunmehr im Raum und verlangen nach einer öffentlichen Aufklärung, die ich auch netzunterstützt betreiben möchte", erklärte Weber, der hofft, dass "die Universitäten endlich lernen".

"Externer ausländischer Gutachter"

Nach den Vorwürfen kündigte die Universität Innsbruck eine neuerliche Prüfung der Arbeit an. Zudem betonte ein Sprecher am Dienstag, dass man auf den "externen ausländischen Gutachter vertraut" habe, der die Arbeit damals unter die Lupe genommen hatte. Man werde den Fall überdies der Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) übergeben. 

Schaumburg-Lippe: "Rufmordkampagne"

Mario-Max Schaumburg-Lippe hat die Vorwürfe des Plagiatsexperten Stefan Weber, seine Dissertation sei ein Plagiat, zurückgewiesen. Seine Arbeit sei schon längst von Experten durchgeprüft worden, sagte er am Dienstagabend telefonisch gegenüber der APA. Bei den Vorwürfen handle es sich um eine "Rufmordkampagne". "Ich habe mir die Arbeit noch einmal selbst durchgelesen, das ist mit hundertprozentiger Sicherheit kein Plagiat", so Schaumburg-Lippe.(APA)