Hier kocht der Chef! Bruno Max, Intendant des Theater zum Fürchten, hat nicht nur Lieder und Texte von Johann Nestroy zu dem Nichtganzzweistünder Lusthaus. Nestroys Mädlerie zusammengestellt. Regie, Raumgestaltung und die Rolle des Wirts hat er gleich mit übernommen.

Wobei: Die Küche der Scala in der Wiedner Hauptstraße bleibt kalt. Ausg'steckt is' und Aufschnitt gibt's. Die Zeichen stehen untrüglich auf Heuriger. Tatsächlich hängt der Buschen tief über dem Eingang des Theatersaals, wo in weinseliger Atmosphäre Bruchstücke aus über einem Dutzend Nestroypossen zu einem mehr oder weniger homogenen Ganzen verrührt werden.

Das Publikum darf sich an die bereits gedeckten Tische am Rand des Saals setzen, während die Mitte des Raumes dem zwölfköpfigen Ensemble als Spielfläche dient. Dieses zeigt sich, von Alexandra Fitzinger in Kostüme zwischen Fünfzigermief und Alpengraus gesteckt und durch ein giftgrünes Gesöff namens Nepomuk gestärkt, durchaus spielfreudig. Von drei "Herren Orchester" musikalisch unterstützt, werden Lieder in der Vertonung von Adolf Müller senior angestimmt, dazwischen wird ein grob gezimmertes Handlungsgerüst vorangetrieben. Dafür greift Max größtenteils auf eine aus Der Zerrissene entnommene Dreiecksgeschichte zurück.

Worum es an dem Abend letztlich geht, ist die Aneinanderreihung möglichst vieler Bonmots zum Thema zwischenmenschliche Beziehungen. Beim Fazit - Männer und Frauen haben es miteinander schwer, ein Gspusi ist lustig, die Ehe das Ende aller Freuden - ist man dabei allerdings schon nach wenigen Minuten angelangt. Wem der Alt-Wiener Spott so konzentriert mit der Zeit zu öd wird, dem bleibt freilich noch der beherzte Biss ins Schmalzbrot. (wall, DER STANDARD - Printausgabe, 13. April 2011)