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Anhänger von Ouattara feiern Sieg gegen Gbagbo in Abidjan.

Foto: REUTERS/Emmanuel Braun

Abidjan/New York/Genf - Mit dem Ende des monatelangen Machtkampfs in der westafrikanischen Republik Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) schwindet noch nicht die Angst vor weiterem Blutvergießen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat an den international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara appelliert, nach der militärischen Durchsetzung seines legitimen Machtanspruchs und der am Montag erfolgten Gefangennahme seines Amtsvorgängers Laurent Gbagbo alles zu tun, um ein Blutbad zu verhindern. Sowohl Ouattara als auch Gbagbo haben die verfeindeten Lager aufgerufen, von Vergeltung und Gewalt abzusehen.

Es dürfe keine Verfolgungen von Gbagbo-Anhängern geben und die für Massaker und schwere Menschenrechtsverstöße Verantwortlichen auf beiden Seiten müssten zur Rechenschaft gezogen werden, forderte Ban Ki-moon nach Angaben seines Sprechers in New York. Der Generalsekretär begrüßte zugleich die von Ouattara angekündigte Bildung einer "Wahrheits- und Versöhnungskommission" nach südafrikanischem Vorbild.

"Massentötungen und extreme Gewalt"

Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch (HRW) haben Ouattaras Truppen Massaker und Massenvergewaltigungen vorgeworfen. In der vergangenen Woche hatte in Duékoué im Westen des Landes ein Massaker mit bis zu tausend Todesopfern stattgefunden, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf bestätigte. Die Brüsseler "International Crisis Group" sprach von "Massentötungen und extremer Gewalt". Hunderttausende Ivorer und Gastarbeiter aus den Nachbarländern sind auf der Flucht. Die Festnahme Gbagbos in Abidjan erfolgte mit Unterstützung der Militärmission der früheren Kolonialmacht Frankreich. Gbagbos Sohn wäre fast gelyncht worden, berichteten französische Fernsehsender.

Bei Kämpfen im Westen sind seit Ende März nach UNO-Angaben fast 540 Menschen getötet worden. Die Zahl der Opfer drohe aber noch zu steigen, sagte eine Sprecherin des Menschenrechtskommissariats der Vereinten Nationen am Dienstag in Genf. Das UNO-Ermittlerteam sei verstärkt worden und habe bisher 536 Tote gezählt.

Ouattara verspricht "Ära der Hoffnung"

"Ich rufe meine Mitbürger auf, von jeglicher Vergeltung oder Gewalt abzusehen", sagte Ouattara am Montagabend in einer Fernsehrede und versprach eine "neue Ära der Hoffnung". Nach Experteneinschätzungen ist der Konflikt noch nicht vorbei. Insbesondere war zunächst nicht klar, ob Gbagbos Anhänger wirklich die Waffen niederlegen werden. Auch Gbagbo forderte in einer kurzen Ansprache ein Ende der Kampfhandlungen. Auf Fernsehbildern aus dem Hotel, wo er festgehalten wurde, wirkte er unterwürfig und verschreckt. Unklar blieb zunächst die Rolle der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich bei seiner Festnahme. Gbagbos Berater haben Ouattara vorgeworfen, nur eine Marionette der Franzosen zu sein.

Als unmittelbares Problem galt das Sicherheitsvakuum in der Metropole Abidjan, wo bis zuletzt schwere Kämpfe tobten. "Die meisten Polizisten sind nicht auf ihren Posten. Beide Seiten verüben Einbrüche, vergewaltigen und töten", sagte eine Sprecherin der UNO-Menschenrechtskommission. Nach den zehntägigen Kämpfen in der Stadt gingen der Bevölkerung Lebensmittel und Wasser aus.

Ouattara hatte die Präsidenten-Stichwahl im November nach Feststellung der unabhängigen Wahlkommission mit 54,1 Prozent der Stimmen gewonnen. Das von Gbagbo-Gefolgsleuten dominierte Verfassungsgericht rief jedoch den bisherigen Amtsinhaber zum Sieger aus, nachdem rund eine halbe Million Stimmen mit der Begründung annulliert worden war, dass in den Hochburgen Ouattaras im überwiegend muslimischen Norden Anhänger Gbagbos an der Stimmabgabe gehindert worden seien. (APA)