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Jubelnde Ouattara-Soldaten in Abidjan.

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Fernsehbilder von der Verhaftung Laurent Gbagbos, des ehemaligen Präsidenten und Wahlverlierers in Côte d'Ivoire, auf dem Gelände des Präsidentenpalastes von Abidjan.

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Ein Hubschrauber der UN über Abijdan.

Foto: REUTERS/Luc Gnago

Abidjan - Der blutige Machtkampf in Côte d'Ivoire ist mit der Festnahme des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo vorerst beendet. Französische Truppen und Rebellenverbände des international anerkannten Wahlsiegers vom November, Alassane Ouattara, setzten Gbagbo im Präsidentenpalast in Abidjan fest. Er leistete nach Angaben aus seinem Umfeld zuletzt keinen Widerstand mehr.

Aus Sicherheitsgründen sei Gbagbo ins Golf-Hotel von Abidjan gebracht worden, wo sich neben Ouattaras Regierung auch UN-Blauhelme befinden. Die Vertreter der Vereinten Nationen erklärten sich für den Schutz des Gefangenen als zuständig. Laut der neuen ivorischen Regierung ist er wohlauf und soll vor Gericht gestellt werden. Ouattara hatte angedeutet, dass er an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert werden könnte.

Der UN-Sicherheitsrat trat am Montag zu einer Sondersitzung in der Sache zusammen. Die Botschafter der 15 Mitgliedsländer ließen sich von Untergeneralsekretär Alain Le Roy informieren. Der Franzose ist Chef aller UN-Soldaten weltweit. Die fast 10.000 UN-Soldaten in der Elfenbeinküste hatten in den vergangenen Wochen eine immer aktivere Rolle im Kampf gegen Gbagbo übernommen. Am Sonntag beschossen UN-Helikopter zum wiederholten Mal den Präsidentenpalast in Abidjan.

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Abidjan - Nach monatelangem blutigem Konflikt entwickelten sich die Dinge in Côte d'Ivoire zuletzt unerwartet schnell: Montagvormittag rückte eine mehr als 30 Fahrzeuge zählende Panzerkolonne des französischen Expeditionskorps in Abidjan in Richtung Präsidentenpalast vor. 400 schwerbewaffnete französische Soldaten erwiderten vereinzelt Salven aus automatischen Waffen und nahmen etwa 100 feindliche Milizionäre gefangen. Ihr Operationsziel allerdings blieb lange unklar. "Wir wollen ein Blutbad vermeiden", erklärte der Sprecher der französischen Truppen in dem westafrikanischen Land, Frederick Daguillon, kryptisch.

Am frühen Nachmittag dann wurde das Ziel klar: Erste Meldungen über eine Festnahme des abgewählten ivorischen Präsidenten Laurent Gbagbo kamen über die Ticker - zuerst mit Toussaint Alain, einem von dessen Beratern als Quellenangabe, dann bestätigten das französische Verteidigungsministerium und auch die Vereinten Nationen.

Ins Golf-Hotel gebracht

Wie genau die Operation in dem tags zuvor aus der Luft beschossenen Präsidentenpalast vor sich ging, war vorerst unklar. Gbagbo-Getreue sprachen von französischen Spezialeinheiten, die den Ex-Präsidenten ergriffen und an die Truppen von dessen Widersacher Alassane Ouattara übergaben. Paris wollte die Soldaten des gewählten Präsidenten dagegen bei der Aktion nur unterstützt haben. Als bestätigt gilt jedenfalls, dass Gbagbo in das Golf-Hotel in Abidjan gebracht wurde, in dem Ouattara sein Hauptquartier aufgeschlagen hat. Die Uno erklärte, sie überwache dort den Schutz des festgesetzten Politikers gemäß ihres Mandates in dem Konflikt. Der ivorische UN-Botschafter sagte, Gbagbo sei wohlauf und werde der Justiz übergeben.

In der ehemaligen französischen Kolonie tobte seit Monaten ein Machtkampf zwischen Gbagbo und seinem Herausforderer Ouattara, der von den Vereinten Nationen als rechtmäßiger Sieger der Wahl im November angesehen wird. Gbagbo hatte sich zuletzt im Präsidentenpalast verschanzt, nachdem seine Truppen von den Rebellen immer weiter zurückgedrängt wurden. Vergangene Woche hatte es so ausgesehen, als würde Gbagbo kapitulieren. Stattdessen hat dieser die Zeit genutzt, um seine Truppen neu zu ordnen. Am Montag gab es weiter heftige Gefechte zwischen Gbagbo-Truppen und Ouattara-Rebellen in den Bezirken Cocody und Plateau in der Vier-Millionen-Metropole.

Bei den Auseinandersetzungen in dem größten Kakao-Exportland wurden mindestens 1500 Menschen getötet. Eine Million befindet sich auf der Flucht.

Delikate Situation

Experten sehen mit der Festnahme nicht unbedingt ein Ende des Konfliktes: "Ouattara muss jetzt sehr vorsichtig sein. Er muss mit internen Spannungen umgehen und Gbagbo-Anhänger besänftigen. Nur so kann er nicht nur die Auseinandersetzung um die Wahl beenden, sondern auch einen zehn Jahre andauernden Bürgerkrieg", sagte etwa Mark Schroeder von der Beratergruppe Stratfor. Außerdem sei die Frage, ob Ouattaras Verbündete Guillame Soro und Ibrahim Coulibaly sich weiterhin zu der Allianz bekennen oder selbst nach der Macht greifen wollen. (Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 12.4.2011)