Kairo - Ein ägyptischer Blogger ist wegen seiner Kritik an der Armeeführung des Landes zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Ein Militärgericht habe das Urteil gegen Maikel Nabil am Montag verhängt, berichtete sein Anwalt Gamal Eid. Weder er noch die anderen Anwälte hätten bei der Urteilsverkündung anwesend sein können, diese sei "beinahe im Geheimen" über die Bühne gegangen.

Das Urteil dürfte für großen Unmut in der großen Blogger-Szene in Ägypten sorgen, die sich nach dem Sturz von Staatschef Hosni Mubarak am vergangenen 11. Februar eine größere Meinungsfreiheit erhofft hatte.

Das Verfahren gegen Nabil war das erste gegen einen Blogger vor einem Militärgericht, seitdem der Militärrat nach Mubaraks Sturz die Macht in Ägypten übernommen hatte. Nabil war Ende März festgenommen worden, nachdem er unter anderem auf Facebook armeekritische Artikel veröffentlicht hatte. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte vergangene Woche gefordert, die Vorwürfe gegen den Blogger fallenzulassen. Der Prozess sei ein "gefährlicher Präzedenzfall" in einer Zeit, da sich Ägypten von den "Übergriffen" der Mubarak-Ära wegbewegen wolle.

Mubarak wieder im TV

Zuvor hatte sich erstmals seit seinem Sturz vor zwei Monaten Mubarak persönlich zu Wort gemeldet. Er und seine Familie seien Opfer "ungerechter Kampagnen und falscher Behauptungen" , hatte er am späten Sonntag in einer Audiobotschaft auf dem arabischen Fernsehsender Al-Arabiya gesagt. Außerdem verfügten weder er noch seine Frau über Güter oder Konten im Ausland. Er forderte das Außenministerium auf, alle Staaten der Welt zu bitten, das Vermögen der Familie im Ausland offenzulegen.

Der 82-Jährige war nach wochenlangen Protesten am 11. Februar gezwungen worden, die Macht an den Militärrat unter Führung seines langjährigen Verteidigungsministers Hussein Tantawi abzugeben. (AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 12.4.2011)