Im Machtkampf um Europas größten Elektronikhändler Media-Saturn drohen die Firmengründer dem Haupteigner Metro mit einem Prozess bis zur letzten Instanz. "Wir gehen bis zum Bundesgerichtshof, wenn es sein muss", sagte Mitbegründer und Minderheitsgesellschafter Leopold Stiefel dem deutschen Magazin "Der Spiegel". Der zweite Minderheitseigner Erich Kellerhals sprach in dem am Samstag vorab veröffentlichten Interview von einem möglicherweise jahrelangen Gerichtsverfahren: "Wir ziehen das jetzt durch."

Streit um Mitspracherecht

Stiefel und Kellerhals werfen dem Handelskonzern Metro vor, er wolle ihre Mitspracherechte bei dem Betreiber der Ketten Media Markt und Saturn aushebeln. Metro hält 75 Prozent an der Media-Saturn-Holding, Kellerhals knapp 22 Prozent und Stiefel drei Prozent. Die von Kellerhals beim Landgericht Ingolstadt eingereichte Klage richtet sich gegen einen von Metro-Chef Eckhard Cordes geplanten Beirat, der nach Auffassung der Minderheitseigner ihre Sperrminorität in der Gesellschafterversammlung umgehen könnte.

In ihrem ersten gemeinsamen Interview seit Beginn des Streits übten Stiefel und Kellerhals demonstrativ den Schulterschluss. "Der Erich hat da meine volle Unterstützung", sagte Stiefel. In einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag hatte es dagegen geheißen, Stiefel halte nichts von einer gerichtlichen Auseinandersetzung. In Metro-Kreisen sei von einer "sehr konstruktiven Rolle" Stiefels die Rede.

"Metro will durchregieren"

Kellerhals sagte dem "Spiegel", gegen den Beirat habe er grundsätzlich nichts einzuwenden. "Aber all unsere Gutachten kommen zu dem Ergebnis, dass auch dort wieder die gleichen Stimmrechte wie im Gesellschafterausschuss gelten würden", betonte der 71-Jährige. Metro wolle sich jedoch nicht mehr an Inhalt und Geist der alten Verträge halten und die Minderheitseigner herausdrängen. "Die Metro will durchregieren, ohne uns noch fragen zu müssen", sagte Stiefel.

Ein Metro-Sprecher erklärte dagegen am Samstag, die Gestaltungsrechte des Konzerns bei Media-Saturn entsprächen nicht mehr den tatsächlichen Mehrheitsverhältnissen. Metro setzte auf eine Klärung vor einem Schiedsgericht und sei zuversichtlich, dass die von dem Konzern angestrebte "zeitgemäße Aufsichtsstruktur" dort bestätigt werde.

Keine Strategiefrage

Fragen der Unternehmensstrategie spielten in dem Konflikt keine Rolle, sagte Stiefel. "In allen wichtigen Fragen waren wir uns mit der Metro einig: Internetangebot, Expansion nach China, Verkauf des Frankreich-Geschäfts." Es gehe den beiden Minderheitsgesellschaftern auch nicht darum, ihre Anteile zu verkaufen und den Preis in die Höhe zu treiben. "Wir wollen ganz sicher nicht Kasse machen."

Die Media-Saturn-Gruppe hat im vergangenen Jahr mit europaweit rund 880 Märkten einen Umsatz von knapp 21 Milliarden Euro erwirtschaftet. Insgesamt werden 59.000 Mitarbeiter beschäftigt. (APA/Reuters)

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