Wien - Der polnische Premier Donald Tusk betonte am Freitag nach einem Treffen mit Bundeskanzler Werner Faymann in Wien zum Thema Atomkraft und möglichen Folgen der Katastrophe in Japan, dass Polen und seine Bevölkerung diesbezüglich sehr sensibilisiert seien. Plänen für ein erstes polnisches AKW erteilte er dennoch keine Absage. Das Reaktorunglück in Tschernobyl habe zahlreiche Folgen für die polnische Bevölkerung gehabt, etwa in Form von Krankheiten. "Wir als Polen sind da ganz besonders sensibel."

Zum geplanten Bau des ersten Atomkraftwerks in Polen hielt der liberalkonservative Regierungschef fest, dass man sich an die Vorgaben der EU halten und die sicherste Technologie anstreben werde. In Polen werde die Energie zu 90 Prozent aus Kohle erzeugt. Gemäß EU-Auflagen müsse das Land seine Kohlekraftwerke allmählich stilllegen. "Und dann sagt man uns, AKWs dürft ihr auch keine bauen. Die Frage ist: Woher kommt dann der Strom?"

Faymann sagte, er habe mit Tusk ausführlich über Alternativen zur Kernenergie und über ein Ausstiegsszenario sowie über erneuerbare Energien gesprochen. Polen werde während seiner EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2011 "zum Thema Energiesicherheit und Diversifikation im Rahmen der Energiesicherheit einen Schwerpunkt setzen". (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 9.4.2011)