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Zumindest der Zeitpunkt ihres Abgangs kam überraschend: Dietmar Beiersdorfer und Huub Stevens.

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Ricardo Moniz ist Chefcoach. Das klingt nach einer Übergangslösung.

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Salzburg - Am Donnerstag hatte Huub Stevens noch seine Erwartungen für das Heimspiel gegen Schlusslicht LASK am Samstag darlegen dürfen, am Freitagnachmittag war der Niederländer nicht mehr Trainer von Red Bull Salzburg. Mit ihm schied auch gleich Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer - beide offiziell einvernehmlich.

Stevens wird ab sofort durch dessen Landsmann Ricardo Moniz ersetzt, der bisher als Techniktrainer bei Red Bull wirkte und 2010 für drei Monate interimistisch als Cheftrainer des HSV tätig war. Assistent des 46-Jährigen wird der kroatische Ex-Teamkicker Niko Kovac (39), der zuletzt die Salzburg Juniors in der Regionalliga trainierte. Sein baldiges Aufrücken scheint möglich.

"Ich habe großen Respekt vor Stevens als Person und vor seiner Leistung. Deshalb trete ich die Aufgabe auch mit gemischten Gefühlen an", erklärte Moniz in einer ersten Stellungnahme. "Aber es gibt eine emotionale und eine professionelle Ebene, die professionelle hat jetzt Vorrang." Moniz war in seiner Trainerkarriere erst einmal Chefcoach gewesen, von April bis Juni 2010 hatte er kurzzeitig interimistisch die HSV-Geschicke gelenkt. Ansonsten war er beim PSV Eindhoven, Grasshopper Zürich und Tottenham Hotspur als Nachwuchs-, Technik- und Co-Trainer im Einsatz.

Nachdem Stevens von der Entscheidung des Klubs erfahren hatte, betrat er gemeinsam mit Moniz und Kovac den Trainingsplatz und stellte dem Team seine Nachfolger vor.

Stagnation

Nicht die Ablöse Stevens', sondern der Zeitpunkt überraschte. Allgemein wurde angenommen, dass sich Mäzen Dietrich Mateschitz noch bis Saisonende gedulden würde. Der doppelte Rauswurf ist auch ein Eingeständnis des Scheiterns der ballesterischen Pläne des Konzerns. Beiersdorfer (47), seit November 2009 an Bord, zeichnet auch für die Stagnation beim deutschen Ableger RB Leipzig verantwortlich. Der Regionalligist ist weit vom Aufstieg aus der vierten deutschen Leistungsklasse entfernt und von den Fans nicht akzeptiert. Zudem läuft auch das Projekt Red Bull New York trotz des neuen Stadions in Harrison, New Jersey, nur schleppend. Die Menschen zeigen wenig Interesse an der Mannschaft mit Stars wie dem Franzosen Thierry Henry. Zuletzt verloren sich etwas mehr als 13.000 Zuseher in der 25.000 Menschen fassenden Arena.

Die Gründe für die Ablöse von Stevens liegen ebenfalls auf der Hand. Der 57-Jährige hat zwar den Meistertitel 2010 errungen, der von Mateschitz gewünschte europäische Durchbruch blieb aber aus. Lediglich in der Gruppenphase der Europa League 2009/10 ließ Salzburg mit sechs Siegen aufhorchen. Den bescheidenen Erfolgen stand ein für österreichische Verhältnisse ungeheurer Einsatz gegenüber. Salzburg vollzog dutzende Transfers, hat aber keine Mannschaft. Schon gar keine, die vom mühsam herangezogenen Anhang akzeptiert wird. Stevens zeigte sich fußballerisch vor allem der Defensive verpflichtet.

Im Umgang mit der Öffentlichkeit agierte er vor allem offensiv. Seine Wickel mit Journalisten und Fans waren Legion, aber auch innerhalb des Vereins hat es gekracht. Im Jänner kam es im türkischen Trainingslager gar zu Handgreiflichkeiten mit Assistent Eddy Achterberg, der prompt abserviert wurde. Huub Stevens folgte mit Verzögerung. (lü/red DER STANDARD Printausgabe, 9./10. April 2011)