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"Wahre Finnen"-Chef Timo Soini

Foto: Reuters/LEHTIKUVA/Heikki Saukkomaa/

Helsinki - Die bevorstehende Parlamentswahl in Finnland (Sonntag, 17. April) wird die politische Landschaft in dem nordeuropäischen Land in einem Punkt grundlegend verändern. Die rechtspopulistischen "Wahren Finnen" werden laut einhelligen und im Trend konstanten Umfragen der vergangenen Monate im Vergleich zu 2007 gewaltige Stimmengewinne einfahren und in den Kreis der bisher die finnische Politik unter sich bestimmenden Großparteien Zentrum, Konservative und Sozialdemokraten aufrücken.

Laut der jüngsten, am Dienstag (5.4.) veröffentlichten Umfrage winken den "Wahren Finnen" über 16 Prozent der Stimmen. 2007 hatten sie 4,1 Prozent erhalten und mit ihren fünf, dank des Fraktionswechsels des populären Curling-Stars Markku Uusipaavalniemi zuletzt sechs von insgesamt 200 Abgeordneten im Parlament in Helsinki ein Rand-Dasein gefristet.

Zuletzt räumten Meinungsforscher und Politologen dem stets betont bodenständig auftretenden Europa-Abgeordneten und gleichzeitigen EU-Skeptiker Timo Soini sogar theoretische Chancen auf das von ihm demonstrativ angestrebte Amt des Regierungschefs.

Wahrscheinlicher erschien zuletzt jedoch, dass entweder die derzeitige Ministerpräsidentin Mari Kiviniemi von der Zentrumspartei oder ihr bisheriger Haupt-Koalitionspartner, der konservative Finanzminister Jyrki Katainen, die nächste Regierung führen werden. Die beiden Parteien lagen in der jüngsten Umfrage mit jeweils knapp unter 20 Prozent Kopf an Kopf. Die größte Oppositionspartei, die Sozialdemokraten unter ihrer Chefin Jutta Urpilainen, kam in der Umfrage auf rund 18 Prozent.

Die finnische Parteienlandschaft galt bisher als äußerst konstant. Ein Blick auf das Ergebnis der Parlamentswahlen von 2007 zeigt, dass alle sieben außer den Rechtspopulisten im Parlament vertretenen Parteien in etwa im gleichen Ausmaß Anteile an diese verlieren dürften.

Politologen in Helsinki sind der Ansicht, dass der absehbare Erfolg der "Wahren Finnen" mit den verschiedenen, vertuschten Parteifinanzierungsskandalen und der undurchsichtigen Verflechtung von Wirtschaft und Parteien in Finnland zusammenhängt.

Als weitere Erklärung wird angeboten, dass der 48-jährige, zum Katholizismus bekehrte Soini persönlich in heiklen Fragen stets gemäßigt auftritt. Etliche Mitglieder seiner Partei kamen in den vergangenen Monaten und Jahren allerdings immer wieder im Zusammenhang mit ausländer- und islamfeindlichen sowie anti-homosexuellen Äußerungen mit dem Gesetz über Kreuz. Einer der Scharfmacher der Partei, der Helsinkier Lokalpolitiker Jussi Halla-aho, dürfte Schätzungen zufolge einer der "Vorzugsstimmen-Könige" bei der diesjährigen Wahl werden. (APA)