Wien/Brüssel - Der EU-Abgeordnete Othmar Karas (ÖVP) weist den Verdacht zurück, wonach die Beratungsfirma EU Triconsult des seit Dienstag auf ein EU-Mandat nachgerückten Hubert Pirker in seiner Privatwohnung in Brüssel je ein Büro geführt haben könnte. Die Kronen Zeitung hat am Donnerstag das Foto von Karas' Postkasten veröffentlicht. Darauf war der Namenszug der Firma über jenem von Karas angebracht.

Der ÖVP-Delegationschef bestätigt dem Standard, dass er selbst die Entfernung des Schildes veranlasst habe, "am Tag nach dem Rücktritt von Ernst Strasser, als klar wurde, dass Pirker dessen Mandat annehmen wird". Bis dahin habe er keinen Grund gesehen, der Privatperson Pirker seine Adresse nicht zur Verfügung zu stellen. Dieser habe nach seinem Ausscheiden aus dem EU-Parlament im Juli 2009 versucht, ein Unternehmen aufzubauen, und ein Mobiltelefon angemeldet. Weil er keinen Sitz hatte, seien die Rechnungen zu ihm gekommen, verteidigt sich Karas. Andere Post habe es nie gegeben.

Dass der Firmenname Pirkers auf Karas' Postkasten allein zu Problemen mit den Finanzbehörden führen könnte, hält ein belgischer Steuerexperte für "sehr unwahrscheinlich". "Ein Telefon allein begründet keine Niederlassung, auch nicht ein Name an der Tür", sagte er dem Standard. Es müsste in der Regel "wichtige Gründe, schriftliche Beweise geben, dass jemand geschäftlich tätig geworden ist", bevor ein Prüfverfahren eingeleitet werde. (tom, DER STANDARD; Printausgabe, 8.4.2011)