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Der Troll - ein in Foren, Blogs und Chats weitverbreiteter Zeitgenosse

Troll-Postings: oft weitaus mehr als harmlose Kommentare

Screenshot: red

Ursprünglich in der skandinavischen Folklore ein launiger bis boshafter Bewohner von Höhlen, Bergen oder Schluchten, hat sich der Troll seit den späten 1980ern einen fixen Platz im Internet gesichert. Als Internet-Trolle werden Personen bezeichnet, die andere User in Online-Communitys mit beleidigenden oder aggressiven Kommentaren absichtlich provozieren wollen. Vor allem die (vermeintliche) Anonymität von Foren und Chats hat die Trollpopulation in den vergangenen Jahren wachsen lassen. Auf Hatr.org wurde nun eine Sammelstelle für Troll-Postings eingerichtet.

Keine harmlosen Kommentare

Die Idee für die Website wurde auf dem Gendercamp 2010 bei einer Diskussionsrunde über das Problem aggressiver Kommentare auf feministischen und gesellschaftskritischen Blogs geboren, erklärt Mitinitiatorin Leah Bretz gegenüber dem WebStandard. "Fast jedes Blog das einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt und sich mit feministischen Themen auseinandersetzt ist mit diesen Kommentaren konfrontiert. Und die sind nicht harmlos, das ist nicht nur harsche Kritik oder Unverständnis, sondern zu großen Teilen werden die BlogbetreiberInnen persönlich aufs schlimmste beleidigt oder mit Gewalt bedroht", so Bretz. Also hat man nach dem Vorbild der US-amerikanischen Seite "Monetizing The Hate" Hatr.org gestartet.

Direkt aus dem Blog posten

Blog-BetreiberInnen können Hass-Postings auf ihren Seiten direkt an Hatr.org schicken. Dafür gibt es derzeit ein Plugin für Wordpress-Blogs und Bookmarklet für Blogs, die auf Blogsport.de gehostet sind. In Zukunft soll es ein seitenunabhängiges Bookmarklet geben. Kommentare können auch direkt über die Seite von Hatr.org übermittelt werden. Seit 1. April 2011 befindet Hatr.org in einer closed Beta-Phase. NutzerInnen können eine Einladung anfordern und sich danach auf der Seite anmelden. Die Troll-Postings werden dann unter dem eigenen Usernamen veröffentlicht.

Täglich neue Postings

Das Projekt befindet sich derzeit noch in einem sehr frühen Stadium. Aktuell gibt es 15 User-Accounts und fünf weitere Accounts der BetreiberInnen. "Hauptsächlich handelt es sich hier um Blogs aus der queer-/feministischen und antirassistischen Blogszene, es sind aber auch schon ein paar andere Seiten dabei", erklärt Leah Bretz. Woher die Postings stammen und von wem sie verfasst wurden ist auf Hatr.org nicht ersichtlich. Die Anzahl der Postings wächst laut den BetreiberInnen täglich. Auf der Seite würden noch bei weitem nicht alle Beiträge veröffentlicht, denn die BetreiberInnen sehen alle Einsendungen noch einmal durch. Somit landen auch keine Klarnamen oder IP-Adressen auf Hatr.org.

Hass nicht durch Löschen unsichtbar machen

Die BetreiberInnen wollen mit der Seite einerseits auf das Problem mit Hass-Kommentaren aufmerksam machen. "Um spannende und konstruktive Diskussionen auf den Blogs zu wahren und den Hass durch einfaches Löschen nicht nur unsichtbar zu machen und die Wut und Frustration darüber nur herunterzuschlucken, können die Trollkommentare jetzt auf hatr.org verschoben werden, wo sie öffentlich zu sehen sind und subversiv genutzt werden können", erklärt Bretz. Man will Blog-BetreiberInnen mit sexistischen, rassistischen, homophoben, transphoben und anderen persönlichen Angriffen und Gewaltandrohungen nicht alleine lassen.

Werbeeinnahmen

Andererseits will man sich die Trollereien auch zunutze machen und mit Werbung Geld für diverse Projekte einnehmen. Auf der Seite befindet sich auch ein Flattr-Button, über den jeder Besucher und jede Besucherin der Seite Geld nach eigenem Ermessen spenden kann. Wenn genug Geld zusammengekommen ist, wollen sich die Hatr.org-BetreiberInnen mit den BloggerInnen beraten und damit "ein tolles Projekt fördern oder es zum Beispiel für Antidiskriminierungsarbeit spenden", so Bretz. Derzeit ist nur wenig Werbung auf der Seite zu finden. Die zahlreichen Anzeigen beim US-Vorbild "Monetizing The Hate" zeigen jedoch, dass hinter der Idee ein größeres Potenzial steckt. (Birgit Riegler/derStandard.at, 7. April 2011)

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