Foto:

Angefangen hat das World Wide Web ja als durchaus privat zu nutzende Angelegenheit. Der Gründungslegende nach suchte der am Cern in Genf tätige Computerwissenschafter Tim Berners-Lee eine Lösung dafür, dass seine Unterlagen immer gerade auf einem anderen PC gespeichert waren, als wo sich der Benutzer gerade aufhielt - eine häufige Situation einer Forschungseinrichtung mit vielen Standorten und Mitarbeitern aus vielen Ländern.

Am beliebtesten ist die kinderleicht zu bedienende Dropbox

Berners-Lee erfand dafür das Web, bei dem es eigentlich egal ist, wo Information gerade gelagert ist, weil man von jedem Computer aus darauf zugreifen kann, gerade so als säße man direkt vor diesem Gerät. Zwei Jahrzehnte später sind längst nicht nur Wissenschafterinnen oder Manager mobil, sondern die meisten von uns. Wir leben und arbeiten an mehreren Orten und unsere Zeiteinteilung trennt nicht mehr so streng zwischen Arbeit und Freizeit.

Darum wird "Cloud-Computing" derzeit viel gehypt: Alle Arten von Daten und Software sind nicht mehr am lokalen PC gespeichert, sondern in der "Wolke" (das Konglomerat an Servern, aus denen Internet besteht) - und damit überall verfügbar. Aber während sich diese Technik derzeit vor allem an Firmen richtet, werden wie bei anderen Technologien zuvor private Nutzer zur treibenden Kraft bei der alltäglichen Verwendung werden.

Ein praktisches Service, Dropbox, erfreut sich derzeit grassierender Popularität und ist ein Paradebeispiel dafür, wie uns ein privates Cloud-Service das Leben zwischen Wohnung und Zweithaus, Büros und privater oder beruflicher Reisen erleichtert.

Dropbox stellt online Speicherplatz zur Verfügung (zwei Gigabyte gratis, 50 GB um 70 Euro im Jahr), der wie Speicher am PC, Mac, Handy oder Tablet funktioniert - mit einem Unterschied: Legt man eine Datei, MP3-Musiktitel, Bild oder Video hinein, können wir überall darauf zugreifen, auch vom PC in der Hotellobby. Mehr noch: Wir können auch für andere Benutzer Dateien freigeben, von Dokumenten für Kollegen bis zu Urlaubsbilder für die Familie.

"Amazon Cloud Drive"

Einen großen Schritt zur privaten Wolke macht der Onlinehändler Amazon, dessen Amazon Web Service bereits eines der größten gewerblichen Cloud-Angebote weltweit ist. "Amazon Cloud Drive", vorerst nur in den USA erhältlich, soll wie eine externe Festplatte in der Wolke benutzt werden, für alle unsere vielfältigen Geräte benutzbar.

Die Daten, an die Amazon denkt, sind vor allem Musik und Filme, damit wir uns nicht mehr um Archivierung und Verteilung auf mehrere Geräte kümmern müssen. Bei einem Dollar für ein Gigabyte pro Jahr (und Gratisplatz für bei Amazon gekaufte Musik und Filme) rückt dies in eine leistbare finanzielle Größenordnung. Ähnliche Angebote werden auch von Apple und Google erwartet.

Wolken erzeugen zwangsläufig auch Schatten, und das sind bei Cloud-Services die Frage der Verlässlichkeit und der Sicherheit unserer Daten. In diesen Übergangszeiten empfiehlt es sich abzuwägen, welche Dinge man einem (vielleicht noch unbekannten) Anbieter anvertraut. Eigene Kopien bleiben dabei eine gute Einlagensicherung. (helmut.spudich@derStandard.at
PERSONAL TOOLS HELMUT SPUDICH,  DER STANDARD Printausgabe, 7. April 2011)

Der WebStandard auf Facebook