Schwechat - Der SVS Niederösterreich tritt nächste Woche im Semifinal-Rückspiel der Tischtennis-Champions-League als Außenseiter an, aber nicht als chancenloser. Die junge SVS-Garde bewies am Mittwoch im Multiversum von Schwechat den getätigten sportlichen Entwicklungssprung, die Möglichkeit des Finaleinzugs erhielt aber primär der grandios aufspielende Chen Weixing am Leben. Da fiel das erneute Fehlen von Werner Schlager gar nicht besonders auf.

Der 38-jährige Schlager war nicht einmal als moralische Unterstützung in die Halle gekommen, eine Nervenentzündung mit Folgebeschwerden macht auch einen Einsatz am Samstag nächster Woche (16. April, 13.00 Uhr) in Düsseldorf unwahrscheinlich. Coach Richard Prause hakt dieses Thema aber noch nicht ab: "Wenn Werner schmerzfrei, belastbar und fit ist, wird er ein Thema sein. Bei ihm kann das schnell gehen. Mit vier, fünf Trainings ist er wieder da."

Doch auch ein ohne Schlager antretendes SVS NÖ wird vom Titelverteidiger wohl nicht unterschätzt werden. "Gerade am Anfang der Partien haben sie uns überrollt", meinte Düsseldorfs Ass Timo Boll anerkennend. "Chen hat sehr stark gespielt, Habesohn ein Super-Match geliefert." Der Wiener bezog zwar wie beim mitternächtlichen Showdown gegen Patrick Baum auch gegen Boll ein 2:3, machte aber einen Punkt mehr als der Weltranglisten-Zweite.

Der war daher ehrlich erleichtert, das Match noch nach Hause gespielt zu haben. "Ich bin zufrieden, dass wir das noch gewonnen haben", erklärte Boll. "Ich hoffe, dass wir im Rückspiel noch eine Schippe zulegen können." Der 30-Jährige versprach dem SVS-Ensemble jedenfalls einen "heißen Tanz". "SVS muss mindestens noch einmal die gleiche Leistung bringen, um eine Chance zu haben."

Chens Leistung war schon nahe am Limit, 18 Tage vor seinem 39. Geburtstag war er der herausragende Akteur des Abends. "Er ist in überragender Form", sagte Prause. "Ihn habe ich zuletzt 2003 so stark gesehen." Damals hatte Chen Boll in der Champions League ebenfalls 3:2 besiegt, nun näherte er sich bei einem vor einer Woche beendeten, zehntägigen Trainingslager mit Chinas Nationalteam wieder seiner Höchstform an.

Trotz zweier Niederlagen war auch die Vorstellung Habesohns sensationell, hatte er doch den Europameister und auch dessen "Vize" vor dem Abschuss. Dennoch überwog beim 24-Jährigen der Ärger über die verpassten Erfolge. "Ich habe es zweimal am Schläger gehabt, das Match für uns zu entscheiden." Begründet selbstkritisch war Fegerl nach seinem 0:3 gegen Christian Süß. "Wenn ich ein nur ein bisschen mehr gebracht hätte, wäre er knackbar gewesen."

Für Prause fehlt beim 22-Jährigen wie auch bei Habesohn noch die Konstanz, die sieht der Coach aber kommen. "Auch Baum hat fünf Jahre gebraucht, bis er in der Weltrangliste von 120 auf 20 gestiegen ist. Daniel wie Stefan sind jetzt auf einem so guten Niveau, dass sie mit Topleuten mitspielen können." Die Möglichkeiten zum Aufstieg schätzt der 43-Jährige dennoch realistisch ein. "Timo hat noch Luft nach oben. Aber wir fahren auch mit einem guten Satzverhältnis von 10:11 hin, glauben an unsere Chance." (APA)